- Insgesamt brauchte der 36 Jahre alte ehemalige Elitesoldat Nirmal Purja weniger als sieben Monate für die Besteigung von 14 Achttausendern.
- Als letzten Berg bestieg er den 8013 Meter hohen Shishapangma in China.
«Es waren zermürbende Monate. Hoffentlich habe ich bewiesen, dass mit Zielstrebigkeit, Selbstvertrauen und einer positiven Einstellung alles möglich ist», sagte Purja, nachdem er sein spektakuläres Vorhaben auf dem 8027 Meter hohen Shishapangma in China vollendet hatte: «Wir haben mit nichts angefangen. Schaut, wie weit wir gekommen sind.»
Seitdem Reinhold Messner 1986 als erster Mensch die Achttausender-Reihe komplettierte, haben überhaupt nur knapp 40 Bergsteiger das Kunststück geschafft. Doch niemand war dabei auch nur annähernd so schnell wie Purja, die Bestmarke lag bisher bei etwas unter acht Jahren. Messner gratulierte Purja zu einer «einzigartigen bergsteigerischen Leistung».
Am 23. April ging es los
Nur die wenigsten Experten hatten an einen Erfolg des in der Szene weitgehend unbekannten 36-Jährigen geglaubt. «Jeder hat über mich gelacht und gesagt: Wie soll das gehen?», erzählte Purja vor seinem letzten Aufstieg der Nachrichtenagentur AFP. Sein Erfolgsrezept? Hingabe. Für sein grosses Ziel opferte der ehemalige britische Elitesoldat viel. Er trat vorzeitig aus dem Militärdienst aus, belastete sein Haus mit einer Hypothek – und begann sein Abenteuer am 23. April mit dem Gipfelsturm auf die Annapurna.
Mitte Mai erreichte er am gleichen Tag die Gipfel des Mount Everest und den über den Südsattel verbundenen Gipfel des Nachbarbergs Lhotse. Auf dem Everest entstand auch sein weltberühmtes Bild. Die sich auf einem schmalen Grat entlangziehende Menschenschlange machte den ganzen Irrsinn des kommerziellen Massentourismus' am höchsten Berg der Welt so deutlich wie selten etwas zuvor.
Innerhalb weniger Tage waren damals elf Menschen gestorben, auch Purja selbst half während seiner Besteigungen mehrmals verunglückten Kletterern. Doch nur wenige kannten ihn, den Fotografen. Medien benutzten das Bild, ohne Purja zu honorieren. Er selbst musste um jeden kleinen Geldbetrag kämpfen.
Puristen rümpfen die Nase über den Rekord
Nach einem Monat hatte er bereits sechs Achttausender bestiegen, wenn auch mit Hilfe von Flaschensauerstoff, unter Puristen inzwischen verpönt. Zudem benutzte er zwischen den Basislagern Helikopter, um im Zeitplan zu bleiben.
Ausgerechnet am Ende seines aussergewöhnlichen Projekts wurde er aber noch einmal mit grossen Problemen konfrontiert. China hatte den Shishapangma für Expeditionen gesperrt, erst nach bangem Warten durfte er den Aufstieg mit einer Sondergenehmigung doch noch in Angriff nehmen. Und triumphierte. «Mission erfüllt», hiess es auf der Facebookseite des «Project Possible», wie Purja seinen Rekordversuch bezeichnete.
Bleibt die Frage nach dem Warum. Er wolle die nächste Generation nepalesischer Kletterer inspirieren, seine Rekorde zu brechen, sagte er. Sherpas bilden das Rückgrat der lukrativen Kletterindustrie des Landes, bekommen aber oft nicht die gleiche Anerkennung wie ihre ausländischen Begleiter.
«Internationale Sponsoren und Aufmerksamkeit gibt es meist nur für ausländische Bergsteiger», betonte Purja: «Nepal ist die Heimat der höchsten Gipfel der Welt, aber Nepalesen bekommen diese Chancen nicht.»