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Social-Media-Stars als Vorbild Gefährliche Jagd nach Selfies

Die Jagd nach dem perfekten Bild kann gefährlich sein. Was Stars vormachen, endet für Nachahmer mitunter schlimm.

Krasse Perspektive, verrückte Sprünge, gefährliche Hintergründe – das ist es, was Social-Media-Stars vorzeigen. Die Videos des Frankfurter Freerunners Jason Paul werden bis zu 120 Millionen Mal angeklickt. Und auch was der Schweizer Freeskier Andri Ragettli auf Youtube zeigt, geht regelmässig viral.

Es sieht einfach aus und man will es auch können.
Autor: Aditotoro Youtuber

Das generiert nicht nur viele Klicks und Likes, sondern inspiriert auch junge Nachahmer. Adrian Vogt (21) feiert als Aditotoro auf Social Media Erfolge.

Der Basler Youtuber ist begeistert von internationalen Vorbildern: «Wenn ein Star vier Schrauben macht, sieht das einfach aus und ich will es auch können. Wenn ich es aber dann auch versuche, merkt man schnell: Okay, das ist doch nicht so easy.»

Todesurteil: Selfie?

Wenn die Kamera eingeschaltet ist, verlieren viele Jugendliche oft die natürlichen Hemmungen und gehen einen Schritt weiter – oft zu weit.

Laut der indischen Fachzeitschrift «Journal of Family Medicine and Primary Care» starben zwischen Oktober 2011 und November 2017 weltweit mindestens 259 Menschen bei Selfie-Aufnahmen. Tendenz steigend.

So verunglückte in der Schweiz 2019 ein junger Mann tödlich, als er beim Creux-du-Van (NE) ein Selfie machen wollte.

Es gibt jugendliche Gruppen, die in das Extreme ausscheren
Autor: Ivica Petrušić Jugendbeauftragter

Der Jugendbeauftragte des Kantons Zürich Ivica Petrušić stellt fest: «Jugendliche sind grundsätzlich vernünftiger als früher. Es gibt aber immer wieder Gruppen, die in das Extreme ausscheren. Jetzt, wo die echten Begegnungen wegen Corona nicht möglich sind, bekommt die virtuelle Begegnung einen noch höheren Stellenwert. Viele holen sich da den falschen Input.»

Vorbild sein

Adrian Vogt ist sich als Aditoro seiner Vorbild-Funktion bewusst. So vermerkt er bei besonders gefährlichen Aktionen seine Filme mit der Aufschrift: «Bitte nicht nachmachen».

Wie Unfälle bei Jugendlichen vermieden werden können, sieht Ivica Petrušić so: «Beziehungsarbeit ist der Schlüsselbegriff. Man soll als Bezugsperson die Beziehung zu den Jugendlichen immer aufrechterhalten, egal wie sie darauf reagieren. Und gemeinsam mit ihnen versuchen, ihre Vorbilder kritisch zu hinterfragen.»

Glanz & Gloria, 8. Dezember 2020, 18.40 Uhr ; 

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