- Der Müllfänger «The Ocean Cleanup» ist nach einer einjährigen Testphase nun in Betrieb und hat bereits Müll, Fischernetze und Mikro-Plastik eingesammelt.
- Der Niederländer Boyan Slat, Leiter der Organisation, zeigt sich zufrieden.
- Ein Schweizer Forscher begegnet dem Projekt hingegen skeptisch. Er würde seinen Nutzen anderswo sehen.
Vor etwa einem Jahr war die Anlage von San Francisco aus zum sogenannten «Great Pacific Garbage Patch» (dt. Grosser Pazifischer Müllteppich) geschleppt worden, der zwischen Kalifornien und Hawaii gelegen ist. In diesem Strömungswirbel sollen sich nach Schätzungen von Wissenschaftlern 1.8 Billionen Plastikteile sammeln.
Dann gab es einen Rückschlag: Die Anlage konnte den Müll nicht festhalten und musste Anfang dieses Jahres beschädigt wieder an Land geschleppt werden. Nun sei die Anlage mit einem See-Anker verlangsamt worden, so dass das schneller schwimmende Plastik in die Fangarme treiben könne.
600 Meter lange Konstruktion in U-Form
Die Anlage besteht aus einer 600 Meter langen Röhre in U-Form. Daran ist ein drei Meter langer Vorhang befestigt, der den Müll in dem «U» festhalten soll. Das System nutzt nach Angaben der Organisation die natürlichen Kräfte des Strömungswirbels.
Die erste Phase der Aktion soll im Dezember beendet sein. Dann würde die Anlage mit dem Plastikmüll zurück gebracht werden. An Land soll der Müll dann weiter verarbeitet werden. Die Organisation will nun ein neues grösseres System bauen, das den eingesammelten Müll auch für längere Zeit aufnehmen und festhalten kann.
Konkreter Nutzen klein
Bernhard Wehrli ist Professor für aquatische Chemie an der ETH Zürich. Er zeigt sich im Gespräch mit SRF News beeindruckt vom technologischen Experiment, den Nutzen der Müll-Sammelaktion relativiert er jedoch. Auf dem offenen Meer ergebe das schlicht wenig Sinn. Das Geld wäre in anderen Projekten besser investiert, meint Wehrli.
Dies vor allem auch, weil er bezweifelt, dass die ökologische Gesamtbilanz für das Projekt positiv ausfällt. Es sei löblich, Plastik einzusammeln und zu rezyklieren, zur Zeit würde dies aber wohl mehr Energie verbrauchen, als das eingesammelte Plastik der Umwelt nützen würde.
Bei Havarien oder in Buchten wäre Einsatz nützlicher
Wehrli sieht jedoch einen möglichen Nutzen in anderen Einsatzgebieten, zum Beispiel nach Havarien auf dem offenen Meer oder in Flussmündungen oder Buchten, die besonders vom Plastikmüll geplagt sind. Hier könne das System sehr nützlich sein, so Bernhard Wehrli.
SRF4 News, 15 Uhr; sda/schm;schi