Das Intro zu «D’Rosmarie und i» gilt als eines der schönsten Klavierintros im Schweizer Mundart-Pop. Verspielt und mit Leichtigkeit führt Hanery Amman das Lied zu seiner ersten Strophe, wo Polo Hofer von Rumpelstilz mit dem Gesang einsetzt. Sein Klavierspiel war romantisch mit kleinen Jazzeinwürfen.
Kein Wunder nahm Stephan Eicher das Stück auch in sein Live-Repertoire auf – allerdings ohne das Klavierintro –, und dennoch verlor die Amman-Komposition nichts von ihrer Schönheit.
Auch live auf der Bühne war Hanery Amman mehr als nur ein Pianist in einer Band, er war die Stütze der Band. Live kostete er das berühmte Intro aus und dehnte es zum Glück für das Publikum aus.
Kurz vor seinem 65. Geburtstag am 2. November 2017 betonte er im Interview mit Radio SRF: «Wir sind in erster Linie Live-Musiker. Wir haben den Kontakt zum Publikum gesucht, weil das der ehrlichste Weg ist, Musik zu machen.» Dass ausgerechnet er als Bühnenmusiker seine Konzerte absagen musste, tat ihm besonders weh: «Da entsteht natürlich ein Loch.»
Wir sind in erster Linie Live-Musiker. Wir haben den Kontakt zum Publikum gesucht, weil das der ehrlichste Weg ist, Musik zu machen.
Amman-Hofer-Platz – nicht umgekehrt
Als Gründungsmitglied von Rumpelstilz (1971) leistete Hanery Amman einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung des Genres Mundart-Pop und -Rock. Nach dem Vorbild von Udo Lindenberg startete er mit Polo Hofer den Versuch, der englisch geprägten Popmusik ihre eigene Sprache zu geben.
So wie man redet, so soll man auch singen, war seine Devise. Amman war für die Musik zuständig, Hofer für die Texte. Liverpool hatte Lennon/McCartney, die Schweiz hatte Amman/Hofer.
Die Rumpelstilz-Platte «Füüf Narre im Charre» (1976) gehört zum Schweizer Kulturgut. Die Amman-Kompositionen «Teddybär», von der Amman behauptete, es sei der erste Mundart-Reggae, und der Gassenhauer «Kiosk» sind nicht wegzudenken aus dem Schweizer Liedgut. Auch später, als Amman 1984 «Kentucky Rose» schrieb und Polo Hofer daraus «Alperose» machte, gelang ihnen einer der grössten Schweizer Hits.
Wie fruchtbar die Zusammenarbeit mit Hofer war, zeigt sich auch daran, dass Amman als Solokünstler nie mehr schweizweit so durchschlagenden Erfolg hatte. Im Berner Oberland hingegen konnte er immer auftreten und fand sein Publikum. Es ist richtig, dass Interlaken 2009 einen Platz nach ihm benannte. Und es ist richtig, dass der Platz Amman-Hofer-Platz heisst, und nicht umgekehrt.
Die «Gmüetsmohre»
Bis zuletzt – trotz vieler schwerer Therapien – war Hanery Amman im Studio. In Goldswil arbeitete er zusammen mit dem ehemaligen Plüsch-Keyboarder Andreas Hunziker an einem neuen Werk. Es war ein Projekt, das aus lauter Instrumental-Liedern ohne Gesang bestehen sollte.
Im Sommer 2017 stand er mit dem Badener Sänger Adrian Stern im Studio für die TV-Sendung «Songmates» und nahm den schönen Titel «Du und i gäge Räscht vo de Wält» auf.
Man muss es annehmen, wie es ist und möglichst natürlich umgehen damit und nicht eine Riesensache daraus machen.
Was Hanery Amman so sympathisch machte, war seine Ur-Berner Gelassenheit. Trotz vieler Schicksalsschläge fiel er nie als «Jammeri» auf. Waren die Diagnosen auch noch so niederschmetternd, er trug es mit Fassung und Stil: «Ich nehme es einfach wie es kommt. Ich kann nicht sagen, es ist traurig. Es gibt keine Fairness, wenn so etwas eintrifft, also muss man es annehmen, wie es ist und möglichst natürlich umgehen damit und nicht eine Riesensache daraus machen.»
Mit der Einstellung einer «Gmüetsmohre» stand er dem Tod gegenüber. Ein Charakterzug, den auch noch nach seinem Ableben viele Schweizer Musiker bei Hanery Amman abschauen können.