Im Aargau wird die Berufsschule neu organisiert. Alle Regionen behalten zwar mindestens eine Berufsschule, einzelne kleine Schulen werden aber geschlossen und zu grösseren Kompetenzzentren zusammengeführt. Zum Beispiel verlieren Zofingen und Lenzburg die kaufmännischen Berufsschulen (KV).
Die Reaktionen auf die Reform sind gemischt. «Wir sind die grössten Verlierer in diesem Spiel», meint Kathrin Scholl, Präsidentin des Schulvorstands des KV Lenzburg Reinach. «Wir sind sehr enttäuscht, hat man nicht eine Lösung gefunden, die durch Kooperationen oder Fusionen auch den Standort Lenzburg hätte erhalten können».
Wir sind die grössten Verlierer in diesem Spiel
Scholl ist überzeugt, dass der Kanton mit der Schliessung des KV Lenzburg keinen Rappen spart: «Wir sind top ausgelastet von den Räumlichkeiten her und haben Klassengrössen von über 20».
Kritik an der Schliessung der KV-Schulen kommt auch von der EVP. «Ein KV gehört für eine Wirtschaftsregion wie Zofingen zum Angebot», findet die Partei in einer Mitteilung. Die EVP befürchtet, dass gute Lernende künftig lieber an die Kantonsschule gehen, statt lange Schulwege in Kauf zu nehmen. Zofinger, die das KV besuchen wollen, müssen künftig nach Aarau.
«Sinnvoll und ausgewogen»
Die Politik zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit der Berufsschul-Reform. «Die Bildung von Kompetenzzentren macht Sinn», lobt die SVP ihren Bildungsdirektor. Zudem seien regional-politische Anliegen angemessen berücksichtigt worden. Trotz Zusammenführung von einzelnen Schulen zu Kompetenzzentren behalten alle Regionen mindestens eine Berufsschule.
«Der Regierungsrat hat richtigerweise der Berücksichtigung regionalpolitischer Aspekte grösseres Gewicht beigemessen als einem maximalen Sparziel», schreibt die FDP. Die Regierung rechnet mit Einsparungen von 4,1 Millionen Franken jährlich.
Auch die CVP begrüsst die «regional ausgewogene Lösung» und die Schaffung von Kompetenzzentren. Das erhöhe die Qualität der Berufsbildung und führe dazu, dass der Schulraum der jeweiligen Standorte besser ausgelastet werde.
Die GLP hält es für richtig und wichtig, die Berufsschulen fit zu machen für die Zukunft: «In Zeiten der Digitalisierung und des schnellen Wandels einzelner Berufe ist es unerlässlich, flexibel und geschickt auf das sich verändernde Umfeld agieren zu können». Der Entscheid der Regierung sei «politisch geschickt», lobt die GLP und kritisiert das «Gärtlidenken einzelner Regionen oder einzelner Schulen».
«Unlogisch und inkonsequent»
Von den Parteien gibt es aber nicht nur Lob für die Regierung. Die SVP findet «unlogisch», dass die Regierung bei den Berufsschulen Kompetenzzentren schaffen will, bei den Kantonsschulen aber «genau den umgekehrten Weg gehen und neue Standorte eröffnen will».
Die EVP kritisiert, das Ziel der Kompetenzzentren werde bei der Berufsschul-Reform zu wenig konsequent verfolgt. Einerseits schaffe man Kompetenzzentren, verteile aber «eigenartigerweise» die Gesundheits- und Betreuungsberufe auf mehrere Standorte.