Der Kanton Aargau soll sich stärker für unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) engagieren. Das fordern die beiden kirchlichen Hilfswerke Heks und Caritas. Der Kanton müsse dem Schutzbedürfnis der Kinderflüchtlinge besser Rechnung tragen.
2 Verantwortliche für 180 Flüchtlinge?
Die Hauptkritik der Hilfswerke laut einer Mitteilung vom Montag: Der Kanton stelle nur zwei Vertrauenspersonen zur Verfügung, um 180 UMA zu betreuen. Die Vertrauensperson sei zuständig für sämtliche Angelegenheiten eines Kinderflüchtlings, also für die Unterbringung, Betreuung, Schule, Gesundheit und für das Asylverfahren.
Nur ausnahmsweise würden Beistand- und Vormundschaften errichtet, obwohl das Gesetz dies vorsehe. Die Hilfswerke Heks und Caritas verlangen, dass der Kanton die Empfehlungen der Konferenz der kantonalen Sozialdirektoren umsetzt. Die meisten Kantone setzen diese Empfehlung um, hiess es bei der Konferenz im Januar dieses Jahres.
Die Forderungen von Caritas und Heks im Detail:
- Kindergerechte Unterbringung
- Betreuung mit festen, qualifizierten Bezugspersonen
- Rasche Errichtung von Beistands- oder Vormundschaften
- Professionelle Rechtsvertretung im Asylverfahren
Kinderflüchtlinge bräuchten Geborgenheit und Bildung, so die Hilfswerke. Zudem brauche es eine Betreuung über das Alter von 18 Jahren hinaus, nämlich bis zum Abschluss der Erstausbildung.
Wenn der Weg in die spätere Selbständigkeit misslinge, wenn die Kinderflüchtlinge später also keine Arbeit finden, dann fielen noch höhere Kosten an. Eine lebenslange Sozialhilfeabhängigkeit untergrabe den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Kanton spart auch in diesem Bereich
Die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden werden im Aargau seit zwei Jahren und erst nach heftiger Kritik in speziellen Unterkünften oder separaten Stockwerken untergebracht.
Sehr junge Kinderflüchtlinge wurden in Pflegefamilien platziert. Die neu gewählte Regierungsrätin Franziska Roth (SVP) verhängte im Frühling einen Platzierungsstopp. Als Grund gab das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) die hohen Kosten an. Man überprüfe unter anderem die Kosten der Vermittlungsorganisationen für Pflegefamilien, hiess es.
Unterstützung aus der Politik
Die Forderungen der Hilfswerke finden auch in der Aargauer Politik Unterstützung. So wollen diverse Parteien am Dienstag einen Vorstoss im Kantonsparlament lancieren, heisst es in Mitteilungen. SP, Grüne, GLP, EVP und BDP wollen damit erreichen, dass minderjährige Asylsuchende besser betreut werden.