Wenn Eltern arbeiten übernehmen häufig Gemeinden und Schulen die Betreuung der Schulkinder während des Tages. So können die Kinder etwa am Mittagstisch etwas essen. Teilweise ist eine solche Betreuung sogar während der Schulferien vorgesehen.
Dies kostet in Wettingen rund eine halbe Million Franken pro Jahr. Nun stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen? Für eine Mehrheit im Gemeindeparlament von Wettingen war Ende Juni 2014 klar, dass Eltern, welche genug verdienen, die ganzen Kosten für den Mittagstisch übernehmen müssen.
Gemeinde übernimmt mindestens zehn Franken
Der Gemeinderat von Wettingen präsentiert nun jedoch einen anderen Vorschlag. Die Kosten pro Kind und Tag belaufen sich für den Mittagstisch auf rund 28 Franken. Davon sollen alle Eltern, also auch jene, die es sich leisten könnten, höchstens 18 Franken übernehmen müssen – bei tiefem Einkommen auch weniger.
Dass reiche Eltern die ganzen Kosten bezahlen müssen, sei nicht sinnvoll, findet der Gemeinderat. Damit würden die Eltern auf das Angebot des Mittagstisches verzichten.
Wir würden es bedauern, wenn die Kinder einfach Geld von den Eltern erhielten und danach in einem Take-Away etwas essen. Dann wäre das Kind nicht betreut.
Dass der Mittagstisch sinnvoll ist, bestreitet niemand. Allerdings können viele Einwohnerräte nicht verstehen, weshalb die Gemeinde das Angebot auch für Leute vergünstigt, welche es eigentlich nicht nötig haben.
Einwohnerrat Christian Wassmer von der CVP fordert, dass Eltern, welche es vermögen, die ganzen Kosten des Mittagstisches selbst bezahlen müssen. «Die Hausfrau, welche selbst kocht, erhält auch keine Subventionen», findet Wassmer. Die bestehende Situation sei deshalb eine Ungleichbehandlung der Steuerzahler.
Gemeinderat kann in Eigenregie entscheiden
Ende Monat wird nun das Gemeindeparlament von Wettingen darüber diskutieren, wer wie viel für den Mittagstisch bezahlt. Das letzte Wort hat jedoch der Gemeinderat. Er kann in der Sache nämlich selbst entscheiden.
Deshalb sei noch nicht klar, was der Gemeinderat macht, wenn das Parlament etwas anderes möchte als der Gemeinderat. Man werde sich vom Kanton beraten lassen, erklärt Yvonne Feri.
Immerhin, bei der Betreuung der Kinder während der Ferien sind sich der Gemeinderat und das Parlament nun einig. Während der Ferienzeit sollen reiche Eltern die gesamten Kosten selbst übernehmen.