Der Verein «Wisent Thal» will in Welschenrohr Wisente ansiedeln. 15 bis 20 dieser europäischen Bisons sollen im Solothurner Jura durch die Wälder streifen, wie sie das im Mittelalter bereits getan haben.
In einem ersten Schritt sollen die Wisente in einem Gehege leben. Ein zehnjähriger Versuch soll zeigen, ob eine Auswilderung im Jura möglich ist. Je nach dem könnten die Ur-Rinder später frei herumlaufen.
Die Bauern in der Region laufen gegen das Projekt Sturm. Sie befürchten, dass die grossen Tiere ebensolche Schäden anrichten. Bauer und SVP-Kantonsrat Beat Künzli (Laupersdorf) fragte die Regierung, wie sie zu den Wisenten steht. Nun liegt die Antwort vor:
- Die Regierung hat bislang lediglich aus den Medien Kenntnis von der Idee, Wisente im Solothurner Jura anzusiedeln. Ein Gesuch ist noch nicht eingegangen. Zu den konkreten Plänen kann sie deshalb nicht Stellung nehmen.
- Die Regierung hat Bedenken, weil in den letzten Jahrzehnten bereits einige einst ausgestorbene Wildtiere ausgesetzt (Gams, Luchs, Biber) oder eingewandert sind (Wildschwein, Rothirsch, Wolf), und das zu Konflikten mit Jägern, Bauern und Waldbesitzern geführt hat.
- Die Biodiversität solle auf natürliche Art gefördert werden, meint die Regierung. Das heisst, «dass bei einst ausgestorbenen Wildtieren anstelle der Wiederansiedlung eine natürliche Einwanderung im Fokus stehen sollte».
- Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei bei ausgesetzten Wildtieren schlechter als bei Tierarten, welche selber wieder eingewandert sind, warnt der Solothurner Regierungsrat. Beim Luchs sei das noch immer spürbar.
- Mit einer Wisent-Herde im Thal werde «lediglich eine neue Inselpopulation» geschaffen, kritisiert die Regierung. Weil die nächsten Artgenossen 600 Kilometer nördlich im deutschen Rothaargebirge leben, könnten sich die Wisente im Thal nur mit Tieren der eigenen Herde fortpflanzen.
- Die Regierung geht davon aus, dass Wisente in Wäldern und auf Feldern Schäden verursachen können. Was für Schäden, lasse sich aber nicht voraussagen.
Der Wisent
Der Wisent gilt als Ur-Rind in Europa. Bereits im Mittelalter wurden ein Grossteil der Population ausgerottet. In freier Wildbahn kommt der Wisent heute in Polen oder Russland vor, in Deutschland wurde 2013 eine Gruppe ausgewildert. Die Tiere werden rund 500 Kilogramm schwer und erreichen eine Höhe von knapp zwei Metern. |