Ein paar Einsprachen gibt es fast immer, wenn irgendwo ein grosses Bauprojekt geplant ist. Gegen eine Überbauung in Arlesheim BL, direkt neben dem Goetheanum in Dornach SO, sind nun aber gleich 186 Einsprachen eingegangen. Warum dieser massive Widerstand?
Das Goetheanum, Zentrum der Antroposophen, ist ein imposanter Bau aus Sichtbeton. Das monumentale Gebäude mit Räumen für Kunstausstellungen und einem Theatersaal mit fast 1000 Plätzen thront auf einem Hügel und fällt mit seiner Architektur auf. «Es ist kein Haus wie jedes andere», sagt Stefan Blank, Denkmalpfleger des Kantons Solothurn.
Ein Denkmal benötigt Freiraum
Das Goetheanum steht unter Denkmalschutz. Als Denkmal geniesst es zudem Umgebungsschutz. Es benötigt einen gewissen Freiraum, damit es zur Geltung kommt. Genau dieses Prinzip werde nun verletzt, kritisieren die Gegner der geplanten Überbauung, die sich in der Gruppe «Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim» (IDA) zusammengeschlossen haben.
Die Überbauung zerstöre die Sicht auf das nationale Kulturgut Goetheanum und die Sicht vom Goetheanum auf Arlesheim, kritisiert Jennifer Mc Gowan-Steiger von der IDA: «Die Sichtachsen sind in alle Richtungen besonders wertvoll, weil das hier ein besonders schöner Ort ist». Zudem gehe sehr viel Grünfläche verloren.
Goetheanum sieht sich nicht in Gefahr
Beim Goetheanum selber sieht man das Denkmal nicht in Gefahr. Die Sicht werde zwar ein bisschen eingeschränkt, das sei aber vertretbar, meint Goetheanum-Sprecher Wolfgang Held. Und: «Wir alle in der Schweiz nehmen teil an der Idee des verdichteten Bauens, dass das Grünland frei bleibt. Und da muss auch das Goetheanum seinen Anteil leisten.» Die Überbauung werde nicht in der freien Natur realisiert, sondern neben bestehenden Häusern.

Auch von den Denkmalpflegern der Kantone Basel-Landschaft und Solothurn erhalten die Überbauungs-Gegner keine Schützenhilfe. Der Freiraum rund ums Goetheanum bleibe genügend gross, sagt der Solothurner Denkmalpfleger Stefan Blank: «Das Goetheanum steht auf einer Hügelkuppe und ist von weither sichtbar. Das fragliche Überbauungsprojekt hat eine gewisse Distanz, die aus meiner Sicht ausreichend ist, und ist zudem durch einen Bach und dessen Uferbepflanzung optisch abgetrennt vom Goetheanum-Areal».
Widerrechtliche Baubewilligung?
Die Gegner der Überbauung lassen sich von diesen Voten nicht entmutigen. Sie wollen weiterkämpfen. Nicht nur gegen die Überbauung, gegen die 186 Einsprachen eingangen sind, sondern auch gegen eine zweite Überbauung, die ebenso nah beim Goetheanum geplant ist, und welche bereits eine Baubewilligung erhalten hat.
Die Baubewilligung für diese zweite Überbauung hätte nicht erteilt werden dürfen, meint Jennifer Mc Gowan-Steiger von der «Initiative Natur- und Kulturraum Dornach-Arlesheim». Als das Volk in der Gemeinde Arlesheim den zu Grunde liegenden Quartierplan genehmigt hat, seien ihm wichtige Informationen vorenthalten worden. Die Fondation Franz Weber habe sich des Falles nun angenommen und prüfe, ob dieser neu aufgerollt werden kann.
Rund um das Zentrum der Antroposophen dürfte wohl nicht so schnell Friede einkehren.

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