Der Frauenanteil im Nationalrat beträgt lediglich 32 Prozent. Betrachtet man allerdings die einzelnen Kantone, so zeigen sich grosse Unterschiede: 8 Kantone, vor allem aus der Innerschweiz, schicken gar keine Frauen nach Bern. 23 Kantone werden durch mehr Männer als Frauen vertreten. In Schaffhausen und im Thurgau ist es ausgeglichen. Und im Baselbiet sind es ganze 71 Prozent Frauen.
Die fünf Nationalrätinnen Samira Marti – sie rückte für Susanne Leutenegger-Oberholzer nach –, Sandra Sollberger, Maya Graf, Elisabeth Schneider-Schneiter und Daniela Schneeberger stehen den beiden Nationalräten Eric Nussbaumer und Thomas de Courten gegenüber.
Frauenanteil kontinuierlich gewachsen
Im Baselbiet ist der Frauenanteil über die letzten Nationalratswahlen kontinuierlich gewachsen. Und das sei kein Zufall, sagt die Gleichstellungsforscherin Gesine Fuchs. Sie doziert an der Hochschule Luzern und hat mehrere Studien über die Gleichstellung im Baselbiet gemacht.
Das Baselbiet war der erste Deutschschweizer Kanton, der eine Fachstelle für Gleichstellung hatte.
«Wir sehen, dass seit den 60er Jahren das Baselbiet immer gleichstellungsfreundlicherer abgestimmt als der Durchschnitt der Schweiz», erklärt Fuchs. «Das Baselbiet war zudem der erste Deutschschweizer Kanton, der eine Fachstelle für Gleichstellung hatte.» Diese habe zusammen mit anderen Organisationen gute Arbeit geleistet - und das seit den 1990er Jahren, etwa mit Sensibilisierungskampagnen für die Wahl von Frauen.
Auch Landrat mit hohem Frauenanteil
Das wirkte sich auf den Landrat aus. Das Baselbieter Parlament hatte lange den höchsten Frauenanteil aller Schweizer Kantonsparlamente. Bei der Wahl im März erhöhte sich der Anteil von 37.8 auf 40.0 Prozent. Nur der Kanton Zürich hat seit diesem Jahr mit 40.6 Prozent eine leicht höhere Quote.
Die Frauen sind nun auch im Hinblick auf die nationalen Wahlen im Herbst zahlreich vertreten. Von den insgesamt 134 Personen, die für den Nationalrat kandidieren, sind 59 Frauen, wie die Landeskanzlei am Dienstag mitgeteilt hat. Das entspricht einem Anteil von 44 Prozent, dem bisher höchsten im Baselbiet und einem der höchsten im Vergleich zur Restschweiz. In Basel-Stadt liegt er mit 46 Prozent leicht höher.
Panaschieren hilft den Frauen
Baselbieter Kandidatinnen haben gute Chancen gewählt zu werden, weiss Gesine Fuchs: «Eine frühere Studie hat gezeigt, dass in Baselland Frauen nicht systematisch gestrichen werden, sondern viel mehr, dass das Kumulieren und Panschieren den Frauen zum Wahlerfolg verhelfen kann.» Das habe man gerade bei bürgerlichen Politikerinnen sehen können, die ohne ihre Kumulier- und Panaschier-Stimmen nicht gewählt worden wären, so Fuchs.