Nur zwei Prozent der Baselbieter wohnen in Sissach, trotzdem ist das 6000-Seelen-Dorf die heimliche Polit-Hauptstadt des Kantons. Maya Graf, als Nationalratspräsidentin höchste Bürgerin im Land, vermutet als Grund, dass die Leute in Sissach eben «zusammenstehen» könnten, wenn es darauf ankomme.
Konkret heisst das zum Beispiel bei Wahlen, dass die Sissacher ihre Leute wählen, egal aus welcher Partei sie kommen. Jürg Gohl, Chefredaktor der Volksstimme, sagt: «Sissach hat mit über 6'000 Einwohnern die ideale Grösse, um in der Politik Karriere zu machen.»
«Volksstimme» und Nachtcafé als Erfolgsfaktoren
Dass Sissach mit der Volksstimme seit 131 Jahren eine eigene Zeitung hat, dürfte ein weiterer Grund sein für die überdurchschnittliche Dichte an erfolgreichen Politikern. Der grüne Regierungsrat Isaac Reber, selber aus Sissach, formuliert es so: «Die Volksstimme bietet Leuten, die sich einbringen wollen, eine sehr einfach zugängliche Plattform.»
Wir treffen Isaac Reber am Nachtcafé an, einer Veranstaltung in einer ehemaligen Fabrik, an der ein Mal pro Monat Politiker, Wirtschaftsführer oder Künstler auftreten. Hier sitzen auch fast jedes Mal die beiden Sissacher Regierungsräte im Publikum oder kommen wenigstens noch auf ein Bier vorbei, wenn einmal eine Regierungssitzung zu lange gedauert hat. Erziehungsdirektor Urs Wüthrich, der zweite Sissacher Regierungsrat und SP-Mitglied, schätzt am Nachtcafé, «dass man hier Menschen über die Parteigrenzen hinweg antreffen kann». Für Wüthrich ist darum auch das Nachtcafé mitverantwortlich dafür, dass Sissach als heimliche Polit-Hauptstadt gelten darf.