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So erlebte ein Berner Bauer den Orkan «Lothar»
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 23.12.2019. Bild: Keystone
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20 Jahre Lothar Der Sturm, den niemand vergisst

20 Jahre nach dem Orkan Lothar erinnern sich damalige Betroffene zurück. Der Schock sitzt auch heute noch tief.

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«Die Bäume flogen durch die Luft, der Wind hat alles abrasiert»
aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 23.12.2019. Bild: Keystone
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«Ich war zuhause auf dem Balkon und musste zuschauen, wie Bäume umgeknickt sind, als wären es Zündhölzer», sagt ein Mann auf der Strasse in Frutigen. Eine Frau erinnert sich: «Einige Leute sind in den Keller, weil sie Angst hatten.» An den 26. Dezember 1999 – den Tag, als «Lothar» übers Land fegte – mögen sich auch 20 Jahre danach noch die meisten erinnern, die ihn erlebt haben. Der Sturm entwurzelte jahrhundertealte Bäume, rodete ganze Wälder und zerstörte Häuser. 14 Menschen starben.

Fakten zu «Lothar»

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Am Morgen des 26. Dezembers 1999 fegte der Orkan «Lothar» über die Schweiz. 14 Menschen starben. Der Sturm warf 12.7 Millionen Kubikmeter Holz zu Boden, so die Messungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL.

Der gesamte Schaden wurde in den Jahren danach vom Bundesamt für Umwelt auf 1.35 Milliarden Franken beziffert, 600 Millionen Franken für Bauten und 750 Millionen Franken für den Wald. Insgesamt wurden zwei Prozent der Bäume in der Schweiz umgeworfen oder umgeknickt.

Der Orkan zog mit Windspitzen von bis zu 272 Kilometern pro Stunde von Nordfrankreich über Süddeutschland und die Schweiz nach Österreich – mehr als doppelt so stark, wie ein Sturm für die oberste Klassifikation als Orkan braucht. Am stärksten betroffen waren damals die Kantone Bern, Freiburg, Luzern und Nidwalden.

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Legende:Ein Bauernhaus vor dem Bannwald im Kanton Nidwalden – unmittelbar nach «Lothar» und zehn Jahre danach, im Dezember 2009.Keystone

Auch der Berner Bauer Samuel Marmet hat Eigentum verloren. «Ich war zuhause und hab aus dem Fenster geschaut.» Bedrohlich sei es gewesen, meint Marmet, «ich hatte Angst um mein Leben». Plötzlich sei der Wald weg gewesen – sein Wald, mit dem er als Bauer zuvor Geld verdient hatte. «Da ist auf einen Schlag einiges an Kapital verloren gegangen.»

Auch heute noch, 20 Jahre danach, spüre er die Auswirkungen. «Der Wald hat an Wert verloren.» Der Holzmarkt sei nicht mehr wie früher. Besonders als Landwirt mit kleinen Mengen Holz sei die Lage schwierig.

Der positive Effekt

Auch heute sind die Spuren noch sichtbar – der Wald ist noch nicht komplett nachgewachsen. Auf Bildern ist zu sehen, wie aus einem dichten Wald mit vielen Fichten ein durchmischter Jungwald geworden ist.

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Legende:Ein Waldstück im Kandertal vor dem Lothar und heutezvg/Kanton Bern, Swisstopo

«Im Nachhinein betrachtet hatte der Sturm für den Wald durchaus positive Aspekte», sagt Bruno Röösli, der heutige Leiter der Abteilung Wald des Kantons Luzern. Er war während «Lothar» verantwortlich für die Waldregion Sursee und Willisau – ein besonders stark betroffenes Gebiet.

«Weil der Sturm ganze Wälder umgelegt hat, konnten wir sie danach von Grund auf stabiler und vielfältiger aufforsten.» Heute habe man deshalb mehr Mischwälder aus Laub- und Nadelbäumen, welche um einiges resistenter sind.

Wald
Legende: Zum Vergleich: Im Vordergrund sieht man einen Wald im Luzerner Entlebuch, wie er nach der Aufforstung aussieht – eine resistentere Mischung aus Nadel- und Laubbäumen. Im Hintergrund der reine Nadelwald, wie er vor dem Sturm daherkam. Keystone

Doch die grössten Auswirkungen hätte «Lothar» auf die Strukturen gehabt. «In Luzern gibt es viele kleine Waldbesitzer», so Röösli «diese waren oft überfordert, weil ihnen das Forstwissen fehlte.» Nach dem Sturm hätten sie sich in Genossenschaften und Vereinen zusammengeschlossen, damit sie gemeinsam einen professionellen Förster anstellen konnten. «Ohne dieses einschneidende Ereignis wäre das nicht möglich gewesen.»

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Aus dem Archiv: Sturm Lothar fegt über die Schweiz
Aus Schon vergessen vom 26.12.1999.
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