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Mario Venzago über das Suchtpotenzial der Musik und das Älterwerden
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 02.09.2018.
abspielen. Laufzeit 18 Minuten 59 Sekunden.
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Berner Chefdirigent Mario Venzago: «Wer steht freiwillig morgens vor 100 Leute?»

Der Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters wurde im Sommer 70-jährig. An seinem Temperament und seiner Lebhaftigkeit hat das Älterwerden offenbar keine Spuren hinterlassen. Als Sonntagsgast im Regionaljournal verrät er sein «Rezept».

Mario Venzago

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Er ist 1948 in Zürich geboren. Bevor er das Dirigieren zum Beruf machte, war Mario Venzago Konzertpianist. Seither hat er zahlreiche renommierte Orchester weltweit dirigiert. Mehrere seiner CD-Aufnahmen sind mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden. Seit der Saison 2010/11 ist der Chefdirigent des Berner Symphonieorchesters.

SRF News: Sie wurden im Sommer 70-jährig, wie ist das für Sie?

Mario Venzago: Es ist ein schönes Gefühl, wobei ich es gar nicht richtig bemerkte. Man weiss einfach, dass der grösste Teil des Lebens nun gelebt ist und man Sorge tragen muss zum Rest, der einem bleibt. Das ist etwas Schönes.

Man sagt, das Alter bringe Gelassenheit – wie ist das bei Ihnen als temperamentvollem Menschen?

Es ist ein Fernziel, ganz gelassen zu werden. Was sich ein wenig verändert hat: Ich mag nicht mehr über Kleinigkeiten streiten. Kämpfen schon, für Ziele und Visionen. Aber die persönliche Eitelkeit hat abgenommen. Wobei ein Dirigent immer ein wenig davon braucht.

Haben Sie Tipps, wie man vital älter wird?

Man muss Leidenschaften haben. So lange man Ideen und Projekte hat, für die man brennt, wird man nicht wirklich alt. Man darf auch nicht denken, man habe nicht mehr so viel Kraft oder brauche viel Schlaf. Das Gegenteil stimmt: Man braucht weniger Schlaf im Alter.

Dann brauchen Sie jetzt noch weniger als die vier Stunden Schlaf, die Sie vor ein paar Jahren in einem Interview erwähnten?

Ja, vier Stunden brauche ich nicht mehr. Aber ich fühle mich ausgeruht am Morgen. Die Nächte sind, wie sie sind. Wenn der Mond ins Zimmer scheint, heisst man ihn willkommen. Er ist doch eine gute Beleuchtung.

Ist der Beruf des Dirigenten einsam?

«Die Einsamkeit des Torhüters beim Elfmeter» – so etwas gibt es beim Dirigieren auch. Wer stellt sich schon freiwillig morgens um halb zehn vor hundert Leute? Das geht nur, wenn man etwas unbedingt will. Es gibt innere Zweifel: «Bin ich gut genug? Habe ich wirklich etwas zu sagen?» Da hat man nicht viele Berater, mit diesen Fragen ist man letztlich alleine.

Es ist ein grossartiges Glück, wenn bei einem Konzert plötzlich alles stimmt.

Aber wenn die Musik klingt, bekommt man wahnsinnig viel zurück. Es ist ein riesiges Glück, wenn in einer Oper oder in einem Konzert plötzlich alles stimmt. Das möchte ich nicht aufgeben, auch wenn ich niemals an einer Stelle oder einem Posten kleben möchte. Es ist wie eine Sucht, aber eine, die gut tut.

Das Gespräch führte Elisa Häni.

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