«Die Gebäude sind etwas heruntergekommen und es könnte etwas grüner sein», sagt eine Schülerin – «Na und? Deshalb muss ein Quartier doch keinen schlechten Ruf haben.» Sie steht stellvertretend für viele im Quartier: wer hier wohnt, fühlt sich wohl.
Madretsch habe den Ruf, «Brutstätte radikaler Muslime» zu sein, liest man im Artikel einer Zürcher Zeitung, es sei das «Ghetto von Biel». Sicherlich; viele Kulturen leben im Quartier – aber «mir gefällt das Multikulturelle», sagt Lehrerin Isabella Chiffi, die selber italienische Wurzeln hat.
«Die Leute leben gut hier, wir haben auch sehr wenig Gewalt im Quartier», beobachtet Philippe Garbani. Der frühere Regierungsstatthalter von Biel lebte schon im Quartier, als es noch ein «Dörfchen» war, vor 50 Jahren. «Jetzt ist es ein Stadtquartier.»
Ein Besuch im Quartier zeigt einerseits ein Bild, wie man es wohl in jeder Stadt findet: Menschen aus verschiedenen Kulturen, viel Verkehr oder ältere Gebäude mit etwas baufälligen Fassaden.
Wer hinter die baufälligen Gebäude blickt, erkennt auch ein anderes Madretsch: ruhige Wohnquartiere mit Ein- oder Mehrfamilienhäusern, gepflegten Gärten – und vor allem Menschen, die sich hier wohl fühlen.
«Vision Madretsch» – die Bilanz
Vor drei Jahren lancierte die Stadt Biel das Projekt «Vision Madretsch». Die Quartierbevölkerung wurde eingeladen, eigene Projekte zu lancieren, um das Quartier zu beleben. So entstanden sportliche Aktivitäten, gemeinsames Kochen, ein Projekt gegen Littering, aber auch T-Shirts mit der Aufschrift «I love Madretsch» oder eine Ausstellung zur Geschichte des Quartiers. «Wie bei einer Pflanze wurde ein Samen gesetzt», sagt Projektleiterin Tuala Radtke.
Was auch heisst, dass noch mehr möglich ist, als bisher erreicht wurde. Das sei normal bei soziokulturellen Projekten: «Es geht darum, brachliegendes Potenzial zu aktivieren.» Leute seien durch das Projekt zusammengebracht worden, neue Ideen seien bereits wieder im Raum.
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