In den Spitälern der Stadt Bern kamen im letzten Jahr rund 5000 Neugeborene zur Welt. Die Nase vorn hat die Lindenhofgruppe mit den Spitälern Lindenhof und Engeried mit rund 2400 Geburten, darauf folgt das Frauenspital der Insel mit 1800 und das Salem-Spital der Hirslanden-Gruppe mit rund 1100 Geburten.
Die Tage der Geburtenabteilung im Engeriedspital sind allerdings gezählt. Die Lindenhofgruppe legt die beiden Geburtenabteilungen zusammen – in einem Neubau neben dem Lindenhofspital. Damit entsteht das grösste Geburtspital der Stadt Bern. «Dieser Titel ist aber nicht unser Ziel», sagt Dietmar Michlig, Leiter der Spitäler Lindenhof und Engeried. Die persönliche Atmosphäre soll bestehen bleiben.
Ausbau auch bei der Insel
Auch die Inselgruppe setzt auf Frauenmedizin. Bis 2021 soll das Jahresbudget der Frauenklinik um 18 Millionen Franken aufgestockt werden – auf 90 Millionen. Das Geld fliesst unter anderem in das gynäkologische Krebszentrum, die spezialisierte Geburtshilfe und ins Kinderwunschzentrum. «Auch die Neonatologie wächst um acht Betten», so Daniel Surbek, Leiter der Frauenklinik. «Wir haben damit das grösste Zentrum für Früh- und Neugeborene der Schweiz.»
Ist der Ausbau sinnvoll?
«Grundsätzlich schon», findet der Gesundheitsökonom Heinz Locher. Dabei komme es darauf an, aus welchem Blinkwinkel man das anschaue. «Für die Spitäler macht es Sinn. Schliesslich geht es um den Kampf an Marktanteilen.» Auch aus Patientenoptik ist ein Ausbau in der Regel sinnvoll, wenn damit die Qualität und das Angebot verbessert würden. Schwierig sei es je nachdem aus Sicht der Steuerzahler. «Zumindest in den Bereichen, wo die Fallzahlen in die Höhe getrieben werden könnten.» Das sei in der Geburtshilfe nicht der Fall, in der Gynäkologie hingegen schon. |
Der dritte Player in der Frauenmedizin am Platz Bern ist das Salem-Spital, das zur privaten Hirslanden Bern AG gehört. Auch dort stehen die Zeichen auf Ausbau: Auf Anfang 2018 soll dort ein neues Brustzentrum entstehen, so Spitaldirektor Norbert Schnitzler.
Wie gross ist die Konkurrenz?
Findet nun ein Kampf um Patientinnen und Gebärende statt? «Konkurrenz gehört dazu. Dazu stehen wir», sagt Schnitzler. «Solange es dabei um Qualität geht, ist dies auch legitim.» Auch Daniel Surbek von der Insel-Frauenklinik findet: «Konkurrenz unter den Spitälern ist vom Gesetzgeber so gewollt.» Aber Bern sei schon ein Spezialfall, mit zwei grossen privaten Playern und einer Uniklinik. Da brauche es schon auch einen kritischen Blick.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32Uhr/17:30 Uhr)