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Was es heisst, wenn die Regionalstelle in Bolligen am Dienstag geschlossen wird
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 25.06.2020. Bild: Christine Widmer/SRF
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Neustart im Berner Asylwesen Stabübergabe mit Nebengeräuschen

Kritik bei Neustrukturierung des Asylwesens: Die Übergabe hätte besser aufgegleist werden können, sagt eine Betroffene.

Ab dem 1. Juli gilt im Kanton Bern ein neues Asylsystem. Vier Organisatoren betreuen und integrieren in fünf Regionen die Asylsuchenden. Dies im Auftrag des Kantons Bern. Mit den neuen Strukturen betreten alle Beteiligten Neuland.

Bisher betreute die Heilsarmee die Regionalstelle in Bolligen. Am Dienstag ist aber Schluss. Ab Mittwoch ist eine neue Organisation, das Schweizerische Rote Kreuz SRK, für diese Flüchtlinge zuständig.

So sieht die Verteilung aus

Region Bern Stadt und UmgebungStadt Bern, Direktion für Bildung, Soziales
und Sport/Subakkordant:Stiftung Heilsarmee Schweiz
Region Bern-MittellandSchweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern
Region Berner Jura-SeelandSchweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern
Region Emmental-OberaargauORS Service AG
Region Berner OberlandAsyl Berner Oberland

In Bolligen fallen wegen der Neustrukturierung neun Stellen weg. Aktuell wird das Büro aufgeräumt, die Ordner werden geleert, die Übergabe an das SRK wird fertiggestellt.

Ina Gartmann leitet die Regionalstelle Bolligen der Heilsarmee Flüchtlingshilfe. Sie sagt: «Zuerst war ich enttäuscht und frustriert, als ich von der Neuorganisation erfahren habe. Mittlerweile ist dieser Frust verflogen.» Sie will den Flüchtlingen einen möglichst guten Übergang ermöglichen.

Ina Gartmann, Leiterin der Regionalstelle Bolligen und Tanja Schütz, Asylkoordinatorin Regionalstelle Burgdorf.
Legende: Ina Gartmann, Leiterin der Regionalstelle Bolligen und Tanja Schütz, Asylkoordinatorin Regionalstelle Burgdorf. Christine Widmer/SRF

Jedoch habe ihnen der Kanton immer wieder einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. So soll es zum Beispiel nicht möglich gewesen sein, die Dossiers an die neue Organisation sauber zu übergeben.

Kanton kann Kritik nicht nachvollziehen

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Inge Hubacher leitet das Amt für Integration und Soziales des Kantons Bern. Sie kann die Kritik der Angestellten der Heilsarmee Flüchtlingshilfe nicht nachvollziehen. «Die Betreuung, die Fallführung, die wirtschaftliche Sozialhilfe und das Jobcoaching sind parat am 1. Juli.»

In den standardisierten Dossiers stehe nun noch drin, wo die betreffende Person im Prozess stehe, welche Angebote sie bereits genutzt haben und wo noch der Hebel angesetzt werden müsse. «Der Integrationsprozess kann also ohne Unterbruch weitergeführt werden.»

Bei einer Übergabe auf den 1. Juli sieht Hubacher Vorteile. «Bei einer gestaffelten Übergabe wäre der Prozess nie richtig fertig geworden», sagt sie. Die neuen Partner des Kantons fühlten sich wohler, wenn die Verantwortung ab Anfang Juli klar geregelt sei.

Beim Amt für Integration und Soziales geht man davon aus, dass erste Einsparungen im Asylbereich bereits nach dem ersten Jahr erzielt werden können. Je erfolgreicher die neuen Partner die Asylsuchenden in den ersten Arbeitsmarkt integrieren können, um so lukrativer ist es für sie.

Über jeden Flüchtling, jede Asylsuchende und über jeden vorläufig Aufgenommenen gibt es zwar einen standardisierten Bericht. Der ist für die neuen Partnerorganisationen digital verfügbar. Weiterführende Informationen, so Ina Gartmann, gingen bei dieser Übergabe aber verloren. Alleine bei der Regionalstelle Bolligen wechseln 400 Dossier die Hand.

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Man sei bereit für den Wechsel, so Inge Hubacher, Vorsteherin Amt für Migration und Soziales
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 25.06.2020. Bild: Keystone
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Vieles, so der Vorwurf, sei viel zu spät geschehen. Wie hätte man die Übergabe denn besser lösen können? Ina Gartmann von der Heilsarmee findet, eine gestaffelte Übergabe wäre zielführender gewesen, als ein einzelner Stichtag für alle Organisationen. Am Dienstag hat die Heilsarmee den letzten Arbeitstag, ab Mittwoch ist das SRK zuständig. Direkte Übergabegespräche zwischen der alten und der neuen Organisation habe es nicht gegeben.

Bei der direkten Vergabe durch den Kanton Bern ging die Heilsarmee Flüchtlingshilfe leer aus. Sie gehört bei dieser Neustrukturierung zu den grossen Verlierern. 140 Stellen gehen bei der Heilsarmee Flüchtlingshilfe durch den Wechsel verloren.

Neue Strukturen ab 1. Juli

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Fünf Organisationen betreuen das Flüchtlingswesen im Kanton Bern; je eine pro Region. Sie sollen Unterkünfte leiten, Sozialhilfe leisten, Bildung und Jobs organisieren. So will es das neue Konzept im Kanton Bern. Die Neustrukturierung hinterliess Sieger und Verlierer. Denn es geht im bernischen Asylwesen um viel Geld: um rund 50 Millionen Franken pro Jahr. Langjährige Partner des Kantons erhielten bei der Vergabe den Zuschlag nicht mehr. Darunter zum Beispiel die Flüchtlingshilfe der Heilsarmee.

Die Asylsuchenden selber wurden schon länger über den Wechsel informiert. Trotzdem blieben auch bei ihnen zahlreiche Fragen zurück. Sie habe längst nicht alle beantworten können, sagt Tanja Schütz, Asylkoordinatorin der Heilsarmee-Regionalstelle Burgdorf. Sie ist sich sicher: «Bei der Übergabe geht viel Wissen verloren. Es wird zwangsläufig Lücken geben.»

Ordner wurden geleert und liegen am Boden.
Legende: Die Ordner wurden geleert, das Büro aufgeräumt. Am 30. Juni schliesst die Regionalstelle in Bolligen ihre Türen. Christine Widmer/SRF

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr;

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