Ab dem 1. Juli gilt im Kanton Bern ein neues Asylsystem. Vier Organisatoren betreuen und integrieren in fünf Regionen die Asylsuchenden. Dies im Auftrag des Kantons Bern. Mit den neuen Strukturen betreten alle Beteiligten Neuland.
Bisher betreute die Heilsarmee die Regionalstelle in Bolligen. Am Dienstag ist aber Schluss. Ab Mittwoch ist eine neue Organisation, das Schweizerische Rote Kreuz SRK, für diese Flüchtlinge zuständig.
So sieht die Verteilung aus
Region Bern Stadt und Umgebung | Stadt Bern, Direktion für Bildung, Soziales und Sport/Subakkordant:Stiftung Heilsarmee Schweiz |
Region Bern-Mittelland | Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern |
Region Berner Jura-Seeland | Schweizerisches Rotes Kreuz Kanton Bern |
Region Emmental-Oberaargau | ORS Service AG |
Region Berner Oberland | Asyl Berner Oberland |
In Bolligen fallen wegen der Neustrukturierung neun Stellen weg. Aktuell wird das Büro aufgeräumt, die Ordner werden geleert, die Übergabe an das SRK wird fertiggestellt.
Ina Gartmann leitet die Regionalstelle Bolligen der Heilsarmee Flüchtlingshilfe. Sie sagt: «Zuerst war ich enttäuscht und frustriert, als ich von der Neuorganisation erfahren habe. Mittlerweile ist dieser Frust verflogen.» Sie will den Flüchtlingen einen möglichst guten Übergang ermöglichen.
Jedoch habe ihnen der Kanton immer wieder einen Knüppel zwischen die Beine geworfen. So soll es zum Beispiel nicht möglich gewesen sein, die Dossiers an die neue Organisation sauber zu übergeben.
Über jeden Flüchtling, jede Asylsuchende und über jeden vorläufig Aufgenommenen gibt es zwar einen standardisierten Bericht. Der ist für die neuen Partnerorganisationen digital verfügbar. Weiterführende Informationen, so Ina Gartmann, gingen bei dieser Übergabe aber verloren. Alleine bei der Regionalstelle Bolligen wechseln 400 Dossier die Hand.
Vieles, so der Vorwurf, sei viel zu spät geschehen. Wie hätte man die Übergabe denn besser lösen können? Ina Gartmann von der Heilsarmee findet, eine gestaffelte Übergabe wäre zielführender gewesen, als ein einzelner Stichtag für alle Organisationen. Am Dienstag hat die Heilsarmee den letzten Arbeitstag, ab Mittwoch ist das SRK zuständig. Direkte Übergabegespräche zwischen der alten und der neuen Organisation habe es nicht gegeben.
Bei der direkten Vergabe durch den Kanton Bern ging die Heilsarmee Flüchtlingshilfe leer aus. Sie gehört bei dieser Neustrukturierung zu den grossen Verlierern. 140 Stellen gehen bei der Heilsarmee Flüchtlingshilfe durch den Wechsel verloren.
Die Asylsuchenden selber wurden schon länger über den Wechsel informiert. Trotzdem blieben auch bei ihnen zahlreiche Fragen zurück. Sie habe längst nicht alle beantworten können, sagt Tanja Schütz, Asylkoordinatorin der Heilsarmee-Regionalstelle Burgdorf. Sie ist sich sicher: «Bei der Übergabe geht viel Wissen verloren. Es wird zwangsläufig Lücken geben.»