Wenn vor wenigen Jahren der höchste Fussball-Funktionär der Welt bei der Generalversammlung des FC Thun aufgetaucht wäre, wäre dies eine Sensation gewesen. Aber die Zeiten ändern sich.
Mit der Einladung des ehemaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter als Gastredner handelte sich FC Thun-Präsident Markus Lüthi aus Fan-Kreisen Kritik ein. Die Verfahren der FIFA-Ethik-Kommission auch gegen den langjährigen FIFA-Präsidenten hinterlassen ihre Spuren in der Öffentlichkeit. Am Montagabend war von dieser Kritik in der Thuner Stockhorn-Arena allerdings nichts mehr zu spüren.
Danke, dass Ihr mir die Gelegenheit gegeben habt, zu reden.
Ein paar hundert Aktionäre des FC Thun lauschten gebannt den Ausführungen Sepp Blatters. Der Walliser aus Visp schilderte eine knappe Stunde lang leidenschaftlich die Grossartigkeit eines weltumspannenden Sports, der die Menschen zusammenbringt, beschrieb die Wirtschaftsmacht des Milliarden-Konzerns FIFA und liess auch anklingen, wie sehr ihn sein Abgang als FIFA-Präsident und die Anschuldigungen verletzen.
Seine Sicht der Dinge, die Applaus erntete. «Danke, dass Ihr mir die Gelegenheit gegeben habt, zu reden. Und dass Ihr mir zugehört habt. Für mich war es ein schöner und wichtiger Abend», sagte Sepp Blatter am Schluss.
Der Auftritt des ehemaligen FIFA-Präsidenten sorgte zweifellos für ein grosses Aktionärs-Publikum an der GV 2016 des FC Thun. Präsident Markus Lüthi benutzte die Gelegenheit, die schwierige finanzielle Lage des Clubs darzustellen. «Wir bräuchten anderthalb bis zwei Millionen, um endlich den Spielraum zu haben, das zu machen, was wir müssen», gab er den Aktionären zu bedenken.
Wir bräuchten anderthalb bis zwei Millionen.
Der Club sei finanziell sehr unter Druck, könne sich keine Rückschläge mehr leisten und wisse nicht, ob er das Budget einhalten könne. Mehr Aktienkapital, mehr Eintritte und mehr Erträge aus den Stadion-Anlässen seien absolut notwendig.
Der FC Thun, der zurzeit sportlich nicht vom Fleck kommt und am Schluss der Tabelle steht, hat sich denn auch klare Ziele gesetzt und den Personalaufwand verringert. Man könne nicht immer mit ausserordentlichen Einkünften der Liga und der UEFA rechnen und die Erträge aus den Spieler-Transfers sei für noch schwierigere Zeiten auf die Seite zu legen.