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Tiefe Wahlbeteiligung Stell dir vor, es sind Wahlen, und fast niemand geht hin

Sieben von zehn Stimmberechtigten haben die Berner Wahlen verpasst. Oder sie waren ihnen egal. Was tun?

Wählen geht, wer sich interessiert – das sei grundsätzlich gut, findet der Politologe Claude Longchamp. «Aber man muss auch etwas dafür tun, dass sich die Leute interessieren.» In Wahlkämpfen brauche es Themen. Er denkt an die letzte eidgenössische Abstimmung: «Bei der No-Billag-Abstimmung gingen 53 Prozent der Berner Stimmberechtigten an die Urne. Drei Wochen später wählten wir unsere Regierung und es waren nur 30 Prozent.»

Wahlen auf Abstimmungstermine legen?

Würde man kantonale Wahlen am gleichen Tag durchführen wie eidgenössische Abstimmungen, wäre die Wahlbeteiligung mit Sicherheit grösser, sagt Claude Longchamp. Aber die Wahl könnte beeinflusst werden je nach Thema, das zur Abstimmung steht.

Legende:
Wahlbeteiligung Kanton Bern, 1970-2018 Staatskanzlei

Abstimmungen und Wahlen am gleichen Tag hätten Auswirkungen auf das Auszählen, gibt Staatsschreiber Christoph Auer zu bedenken. Die Resultate der Wahlen würden deutlich später am Abend bekannt. Der Kanton müsste von Gesetzes wegen zuerst die eidgenössischen Abstimmungsvorlagen auszählen. Die Kantonsregierung muss also eine Güterabwägung vornehmen, wenn sie in vier Jahren wieder entscheidet, ob der Wahltag wie bisher separat ist oder an einem Abstimmungssonntag.

Ich wüsste nicht, was wir noch mehr tun könnten.
Autor: Elisabeth StriffelerSP-Fraktionschefin im Berner Kantonsparlament

Was wäre sonst noch möglich, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen? Die Fraktionschefin der SP im Berner Kantonsparlament, Elisabeth Striffeler, ist ratlos. «Wir haben so viel gemacht, ich wüsste nicht, was wir noch tun könnten.» Die kantonale Politik interessiere die Leute offenbar zu wenig.

Manchmal scheitert es vielleicht an einer Briefmarke.
Autor: Adrian HaasFraktionschef FDP im Berner Kantonsparlament

Vielleicht seien die Wahlen für manche Leute zu kompliziert, sagt SVP-Fraktionschefin Madeleine Amstutz. Da könnte die Idee von Adrian Haas helfen, dem Fraktionschef der FDP: «In den Schulen könnte man den Staatskundeunterricht verbessern.» Und helfen würde wohl auch, wenn das Porto fürs Abstimmungscouvert vom Staat übernommen würde, sagt er. «Manche müssen vielleicht noch eine Briefmarke suchen müssen und lassen es dann sein.»

Der Einfluss der Berge auf die Wahlbeteiligung

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Viel höher als im Kanton Bern – und auch im Kanton Freiburg – ist die Wahlbeteiligung im Wallis: 57,5 Prozent waren es gemäss Bundesamt für Statistik bei den Wahlen 2017, vier Jahre zuvor gar 67 Prozent. Das Wallis sei da ähnlich wie das Tessin, sagt Claude Longchamp, die Identifikation mit dem Kanton sei gross. «Da machen Kantone wegen der Sprache oder den Bergen irgendwie auch noch Sinn.» Anders als im Mittelland, wo manche Leute in einem Kanton wohnen und im andern arbeiten und die Grenzen unwichtig würden.

Beim Gesundheitswesen spiele der Kanton noch eine grosse Rolle, auch beim Schulwesen, hier und dort noch bei den Kirchen, sagt der Politologe Claude Longchamp. «Dann hört es relativ schnell auf.» Und so müssen die Kantone im Mittelland wohl ein Stück weit damit leben, dass die Leute bei Wahlen nicht in grossen Scharen an die Urnen gehen.

Audio
Tiefe Wahlbeteiligung – die Suche nach Rezepten dagegen
aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 27.03.2018.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 4 Sekunden.

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