- Am Pizzo Cengalo im südbündnerischen Bergell ist am Freitagabend zwischen 20.30 Uhr und 22.30 Uhr ein weiterer Felssturz niedergegangen.
- Nach Angaben der Behörden löste der Felssturz aber keinen unmittelbaren Murgang aus. Personen kamen keine zu Schaden.
- Ob weiteres Material niedergehen könnte, muss zuerst noch untersucht werden. Die Gefahr für Murgänge bleibt aber hoch.
Eigentlich waren die neuesten Abbrüche erst am Samstagvormittag erwartet worden. Tatsächlich lösten sich Gesteinsbrocken aber schon am Freitagabend. Sie donnerten vom Piz Cengalo hörbar während zweier Stunden ins Bergeller Seitental Val Bondasca. Anders als beim grossen Abbruch am 23. August löste der Felssturz aber keinen Murgang aus.
Felssturz grundsätzlich positiv
Wie viel Material vom Piz Cengalo gestürzt ist, konnte Christian Gartmann, Mediensprecher der Talgemeinde Bregaglia, am Samstagmorgen noch nicht sagen. Wolken versperrten die Sicht auf das Absturzgebiet. Vermutlich sei ein grosser Teil der erwarteten Felsmasse im Ausmass von 200'000 bis 500'000 Kubikmeter abgestürzt, sagte Gartmann.
Ob weiteres Material kurzfristig zu Tal fällt, kann nach Behördenangaben nicht gesagt werden. Dafür muss mit einem Helikopter zuerst die Situation am Berg beurteilt werden können. Es sei aber grundsätzlich positiv, wenn sich das Gesteinsmaterial am Piz Cengalo portionenweise entlade, betonte Gartmann.
Bewohner können ab Mittag in die Häuser
Die Gefahr für Murgänge bleibe aber hoch, schrieb die Gemeinde. Die 140 evakuierten Bewohnerinnen und Bewohner aus Bondo, Spino und Sottoponte dürften deshalb erst ab Mittag in ihre Häuser zurückkehren. Dort bleiben können sie bis abends um 19 Uhr.
Die Kantonsstrasse ist im wechselseitigen Einbahnverkehr offen. Es müsse jedoch mit Wartezeiten bis 30 Minuten gerechnet werden, hiess es.
Gefahr bleibt
Die Gefahr eines Murgangs via Val Bondasca bis ins Haupttal Bergell ist seit dem grossen Bergsturz vom 23. August unverändert erhöht. Entsprechend wurde das Sicherheitsdispositiv auf eine solche Entwicklung ausgelegt.
Bei einem der grössten Bergstürze in der Schweiz seit über 130 Jahren waren am vergangenen 23. August drei Millionen Kubikmeter Fels vom Piz Cengalo abgebrochen. Gestein, Erde und Wasser vermischten sich zu einem Murgang, der sich durch das Seitental Val Bondasca bis ins Haupttal Bergell zu den Ortschaften Bondo, Spino und Sottoponte wälzte.
Häuser wurden beschädigt sowie die alte und die neue Kantonsstrasse. Acht Menschen werden seither vermisst. Die Bergwanderer starben vermutlich unter den Trümmern.
Felssturz im Maggiatal
Am Samstagnachmittag sind im Maggiatal im Tessin bei einem Felssturz die Kantonsstrasse und zwei Ferienhäuser beschädigt worden. Verletzt wurde niemand. Laut der Kantonspolizei fiel in der nahen Ortschaft Peccia der Strom aus. Die Kantonsstrasse bleibt gesperrt. Der Kantonsgeologe will am Sonntagmorgen vor Ort eine Lagebeurteilung vornehmen. (sda) |