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Graubünden Wenn unter dem Bauplatz archäologische Schätze schlummern

Der Boden ist gekauft, die Pläne bereit für das eigene Haus und plötzlich klingelt das Telefon. Am anderen Ende ist der Archäologische Dienst. Sondierbohrungen seien notwendig, möglicherweise gebe es eine Fundstelle im Boden. Passiert ist dies einem Paar im Münstertal.

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Gespräch mit Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier (12.06.2015)
04:38 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 38 Sekunden.

Im Gespräch erklärt Thomas Reitmaier, Leiter des Archäologischen Dienstes Graubünden, dass man einen Fund vermutet hatte. Die Stelle gleich neben der Umbrailstrasse in Santa Maria ist nämlich als archäologische Zone ausgezeichnet. Deshalb habe man sich frühzeitig mit den Bauherren in Verbindung gesetzt.

Eine Bauverzögerung gibt es nun trotzdem. Das Paar wurde nämlich beim Kauf nicht über die archäolgische Zone informiert. Der Lapsus dürfte der Gemeinde oder dem früheren Besitzer unterlaufen sein, sagt Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier. Am Ablauf etwas ändern würde er aus Kantonssicht nicht.

Der Bau eines Privathauses samt Atelier im Südosten des Dorfes hat im April 2015 erste Sondierungen zur Abklärung der möglichen Baubefunde ausgelöst. Bereits beim maschinellen Abtragen der Grasnarbe zeichneten sich erste Mauerstrukturen im Gelände ab. Um die Strukturen zu dokumentieren und für die Nachwelt zu konservieren, führte der Archäologische Dienst Graubünden im Vorfeld der Baumassnahmen eine Rettungsgrabung durch.

Die Untersuchungen brachten einen ca. 10 x 6 Meter grossen, einschiffigen Kapellenbau samt erhaltenem Altar ans Licht. Westlich der Kapelle befindet sich ein kleines Friedhofsareal mit rund 15 Körperbestattungen.

Hospitz für Reisende, Kranke und Arme

Die betroffene Bauparzelle liegt auf der Flur «Sonch Antöni». Historische Urkunden belegen, dass der Priester Johannes de Grava aus Müstair im Jahr 1228 an dieser Stelle ein Grundstück erworben hat, um darauf eine Kapelle und ein Hospiz zur Aufnahme von Reisenden, Kranken und Armen zu errichten. Den Schriftquellen zufolge bestand das Hospiz jedoch nicht allzu lange, die letzte Nennung stammt aus dem Jahr 1239. Die Kapelle wird im Laufe der Geschichte hingegen noch öfter erwähnt. Ende des 14. Jahrhunderts gehörte das Kirchlein mit dem Namen «Sancta Maria Magdalena» zum Kloster Müstair. Im 17. Jahrhundert wurde die Anlage zerstört, die Ruinen sind im Verlauf der Jahrhunderte ganz im Boden verschwunden. Als Erinnerung ist nur der Flurname geblieben, der den Archäologischen Dienst für das historische Gebiet sensibilisiert hat.

Fresken und Münzen

Die präzise Ausgrabung und Dokumentation ermöglichen nun, die Baugeschichte der Anlage genauer nachzuvollziehen. So wurde die Kapelle im Laufe ihrer Geschichte mindestens einmal renoviert. Die geborgenen Fundstücke – darunter zahlreiche Freskenfragmente und Münzen – werden den Archäologen helfen, das Aussehen und die Ausstattung dieses für die Geschichte des Münstertales wichtigen Denkmals zu rekonstruieren.

Am Ende der Ausgrabungen wird die Kapelle Mitte Juni von Studierenden des Instituts für Geodäsie und Photogrammetrie der ETH Zürich mit modernster Technik dreidimensional vermessen und visualisiert.

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