Die Kantonsparlamente in der Ostschweiz haben seit einigen Jahren im Durchschnitt knapp ein Viertel Frauenanteil. Grosse Veränderungen sind kaum zu beobachten. Fakt: Bei den nationalen Parlamentswahlen 2015 waren 34,5 Prozent der Kandidierenden Frauen. Von den tatsächlich Gewählten sind dann aber nur 28,8 Prozent Frauen.
Frauenanteil Kantonsparlamente in %
Kanton | Vorletzte Legislatur | Letzte Legislatur | Aktuelle Legislatur | Differenz über 8 Jahre |
---|---|---|---|---|
AI | 20.4 | 22.4 | 30.0 | 9.6 |
AR | 23.1 | 21.5 | 23.1 | 0 |
GL | 11.7 | 16.7 | 21.7 | 10 |
GR | 21.7 | 19.2 | 21.7 | 0 |
SG | 24.2 | 22.5 | 18.3 | -5.9 |
TG | 27.7 | 26.9 | 26.2 | -1.5 |
Durchschnitt | 21.47 | 21.53 | 23.5 |
Nicht nur in den Parlamenten sitzen wenig Frauen, auch in den öffentlichen Ämtern sind Frauen in der Minderheit. Oft sprechen die Familie, die Zeit oder einfach das fehlende Selbstbewusstsein gegen ein Engagement. Drei Ausserrhoder Frauen haben zum richtigen Zeitpunkt den Schritt in die politische Tätigkeit gemacht.
Karin Steffen, 48, Parteiunabhängig, Reute: Die Mutter von zwei Kindern ist seit 2017 Gemeinderätin. Sie wurde zweimal angefragt, ob sie Interesse hätte. Beim ersten Mal war das politische Engagement mit der Familie nicht kompatibel. Aber auch sonst hat sie sich den Schritt gut überlegt: «Kann ich das, habe ich genügend Zeit, und komme ich mit etwas oder jemandem in Konflikt?». Die Arbeit sei spannend. Man lerne viel und könne der Gemeinde etwas zurückgeben.
Judith Egger, 65, SP, Speicherschwendi: Die gelernte Sekundarlehrerin wuchs mit der Politik auf. Bereits ihr Vater engagierte sich politisch. Seit sieben Jahren ist sie Kantonsrätin. «Ich habe selber gesagt, ich kandidiere. Es war damals zwar ein Risiko, aber ich fand die Konstellation war ideal, es gab mehrere Rücktritte und Kandidaten. Ich mache und gewinne, sagte ich mir damals.» Für die Mutter von drei Kindern war nicht das Geschlecht ein Nachteil in ihrer Tätigkeit, sondern eher die politische Zugehörigkeit. Für Judith Egger ist klar: Es müsste selbstverständlich sein, dass Frauen öffentlich sichtbar tätig sind.
Ingeborg Schmid, 58, SVP, Bühler: Seit 14 Jahren ist Ingeborg Schmid Gemeindepräsidentin von Bühler. Vieles lerne man bei der Arbeit und wisse man nicht schon im Vornherein. Kritik dürfe man nicht persönlich nehmen und mit Niederlagen müsse man umgehen können. Zwei Mal wurde sie als Regierungskandidatin nicht gewählt. «Frauen wollen sich sicherer sein. Eine Frau hat das Gefühl, sie müsse 98 Prozent eines Stellenbeschriebs erfüllen, ein Mann findet fünf Prozent genügen, um es zu probieren.» Man darf jemanden manchmal auch ins kalte Wasser werfen.
Sitze von Frauen im Kantonsparlament
Kanton | vorletzte Legislatur | letzte Legislatur | aktuelle Legislatur | Differenz über 8 Jahre |
---|---|---|---|---|
AI (Total 50) | 10 | 11 | 15 | +5 |
AR (Total 65) | 15 | 14 | 15 | 0 |
GL (Total 60) | 7 | 10 | 13 | +6 |
GR (Total 120) | 26 | 23 | 26 | 0 |
SG (Total 120) | 29 | 27 | 22 | -7 |
TG (Total 130) | 36 | 35 | 34 | -2 |