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Reformations-Jubiläum «Als Student war Vadian ein Rabauke»

Rudolf Gamper

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...studierte in Zürich Geschichte, Germanistik und Philosophie. 1995 wurde er Bibliothekar der Vadianischen Sammlung der Ortsbürgergemeinde St.Gallen. Nach der Pensionierung 2014 erarbeitete er die neue Vadianbiographie, die zum Reformationsjubiläum Ende Oktober erscheinen wird.

SRF: Viele St.Galler und St.Gallerinnen kennen Vadian (1484-1551) nur als Statue auf dem Marktplatz. Was war diese historische Figur aus der Reformationszeit für ein Mensch?

Rudolf Gamper: Vadian hat sich im Lauf seines Lebens stark verändert. Aus seiner Studienzeit in Wien wissen wir, dass er ein ziemlicher Rabauke war. Er lief mit dem Schwert durch die Gassen wie ein Schweizer Söldner und hatte zuweilen die rauesten Studenten als Freunde.

Wie hat sich das geändert, als Vadian nach St. Gallen zurückkehrte und in die Politik einstieg?

Das hat Vadian stark verändert. Er wurde zu einem überlegenen, sehr differenziert denkenden Politiker mit Augenmass, mit Sinn fürs Mögliche und mit einem zurückhaltenden Urteil.

Unter Vadian wurde unter anderem der Bildersturm auf das Münster St. Gallen durchgeführt, einer der radikalsten Bilderstürme der Reformation. Das klingt nicht nach Zurückhaltung?

Das muss kein Widerspruch sein. Vadian ging es immer darum, sein Ziel zu verfolgen mit enormer Konsequenz. In diesem Fall die Reformation. Wenn es nötig war, wurde auch Gewalt angewendet. Und gegen die Bilder, die «Götzen», war Vadian generell allergisch. Heilige waren für ihn so etwas wie heidnische Schutzgötter.

Aus der Biographie geht hervor, dass Vadian nicht alleiniger Reformator in St.Gallen war. Es sei vielmehr ein Team am Werk gewesen. Warum wird heute nur Vadian verehrt?

In den ersten Jahren der Reformation war eine Gruppe von Priestern um St. Laurenzen gemeinsam daran, die Kirche neu zu gestalten. Es gab viele verschiedene Richtungen, wobei sich die Linie von Vadian schliesslich durchsetzte. Und es liegt in der Natur der Geschichtsschreibung, dass am Schluss häufig nur derjenige in Erinnerung bleibt, der sich durchsetzen konnte. Wir Historiker sind aber dran, auch andere Figuren aus der St.Galler Reformation zu beleuchten.

Bereits 1944 und 1957 wurden Biographien von Vadian verfasst. Warum braucht es nun eine neue?

Seit 1957 wurde viel geforscht. Beispielsweise wird die Reformation neu eingeschätzt. Das Umfeld von Vadian, seine Briefpartner kennt man heute besser. Und das alles neu zusammenzutragen, hat mir Spass gemacht. Es war an der Zeit, Vadian neu zu betrachten.

Das Gespräch führte Selina Wiederkehr

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