Im Kanton St. Gallen tritt auf Ende Legislatur fast die halbe Regierung zurück. Die Gesundheitschefin geht, im Finanzdepartement und auch im Departement des Innern braucht es einen neuen Chef. Drei der sieben Sitze werden frei.
Sechs Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich um die drei frei werdenden Sitze. Zusammen mit den vier Bisherigen, die nochmals antreten, kämpfen also zehn Kandidatinnen und Kandidaten um die sieben Sitze in der Kantonsregierung.
Die Kandidierenden
Michael Götte, der Netzwerker
Michael Göttes Politkarriere begann bereits im Alter von 27 Jahren. Damals, 2006, wurde er zum Gemeindepräsidenten von Tübach gewählt, seit 2002 sitzt er im Kantonsrat, seit zehn Jahren präsidiert der heute 40-Jährige die SVP-Fraktion. Götte kandidierte bereits 2012 für den Regierungsrat, unterlag damals aber Fredy Fässler (SP). Götte gilt als moderat und konsensfähig.
Susanne Hartmann, die gradlinige Stadtpräsidentin
Susanne Hartmann ist 49 und seit 2012 Stadtpräsidentin von Wil. Sie soll den freiwerdenden Sitz von Beni Würth für die CVP verteidigen. Bevor Hartmann Stadtpräsidentin von Wil wurde, sass sie 14 Jahre für die CVP im Wiler Stadtparlament. Hartmann gilt als willensstark, gradlinig und authentisch.
Laura Bucher, die linke Juristin
Die Juristin Laura Bucher kommt aus St. Margrethen. Sie ist seit 2010 SP-Kantonsrätin und jetzt auch Co-Fraktionspräsidentin. Soziale Fragen stehen im Mittelpunkt der politischen Arbeit der 35-jährigen Mutter von zwei Kindern. Sie will Regierungsrätin werden, um einerseits die Anliegen der Frauen einzubringen und andererseits die sozialen Anliegen zu vertreten.
Beat Tinner, der wirtschaftsnahe Politiker
Seit 23 Jahren ist er Gemeindepräsident von Wartau, seit 2000 Kantonsrat, jetzt Fraktionschef und er will in die Regierung: Der 49-jährige FDP-Politiker Beat Tinner. Er ist nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft bestens vernetzt. Beat Tinner sitzt in diversen Verwaltungsräten. Er sagt, er wolle seine konstruktive und lösungsorientierte Politik in den Regierungsrat tragen.
Rahel Würmli, die «grüne Hoffnung»
Die 51-jährig Rahel Würmli ist in St. Gallen die «grüne Hoffnung»: Die ehemalige Stadträtin von Rapperswil-Jona soll nämlich zum ersten Mal in der Geschichte des Kantons St. Gallen für die Grünen einen Sitz in der Regierung erobern. Sie soll auf der von der Klimajugend ausgelösten grünen Welle in die «Pfalz» getragen werden. Obwohl, das sagen die Grünen selbst, ihre Wahlchancen eher gering sind. Aber ihre Kandidatur soll dazu beitragen, dass die Grünen bei den gleichzeitig stattfindenden Kantonsratswahlen erstmals auch Fraktionsstärke erreichen.
Zlatan Subasic, der parteifreie
Der 33-jährige Student aus St. Gallen ist Aussenseiter bei diesen Wahlen, Er wird von der Gruppe Parteifrei unterstützt, welche in den letzten Wahlen immer wieder mal einen Kandidaten stellte. Subasic war früher bei der SP, wechselte dann zur SVP und ist heute parteifrei. Er selbst gibt sich keine Wahlchancen, sagt aber, er wolle zumindest «bekannter» werden.
Stefan Kölliker, der Krisenerprobte
SVP-Regierungsrat Stefan Kölliker ist der Amtsälteste der bisherigen Regierungsräte. Seit zwölf Jahren leitet er das Bildungsdepartement, welches in den letzten beiden Jahren kräftig durchgeschüttelt wurde. Stichwort: Spesenskandal an der HSG. Kölliker hat die Krise – zumindest nach Aussen hin – souverän gemeistert, auch wenn er heute sagt, die ganze Geschichte habe viel Energie gekostet. Kölliker liebäugelt mit einem Wechseln ins frei werdende Finanzdepartement, auch wenn er das so offiziell nie sagen würde.
Marc Mächler, der «korrekte» Bauchef
Der ehemalige FDP-Gemeinde- und Kantonsrat Marc Mächler wurde vor vier Jahren in die Regierung gewählt. Als Finanzfachmann hätte er gerne auch die Finanzen übernommen. Er hat sich dann aber rasch im Baudepartement eingelebt und fühlt sich da auch wohl. Dies, so sagt er, weil die Herausforderungen gross seien, besonders auch seitdem die Klimajugend Druck auf die Politik mache. Auch als FDP Politiker sei er grüner geworden. Er wolle in Sachen Klima aber trotzdem nicht übereilig handeln, sondern lieber langsame, aber nachhaltige und «korrekte» Schritte machen.
Bruno Damann, der stille Schaffer
Bruno Damann (CVP) wurde vor vier Jahren in die Regierung gewählt und leitet das Volkswirtschaftsdepartement. Viel gerumpelt hat es in seinem Departement in den letzten vier Jahren nicht, einzig der Streit der beiden Bergbahnen im Obertoggenburg brachte ihm Schlagzeilen. Damann blieb konsequent: Weil sich die beiden Bergbahnen nicht auf ein gemeinsames Winterticket einigen konnten, gab es kein Geld vom Kanton. Bei einer Wiederwahl will Damann im Volkswirtschaftsdepartement bleiben und begonnene Projekte wie beispielsweise den Innovationspark St. Gallen weiterführen.
Fredy Fässler, der ruhige «Polizist»
Fredy Fässler (SP) ist seit acht Jahren Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements. Und da will er bei einer Wiederwahl auch bleiben. Auf einen Departementswechsel hat er keine Lust. Obwohl er sagt, dass das frei werdende Finanzdepartement zwingend von einem Bisherigen übernommen werden müsse. Fässler hat relativ ruhige Jahre hinter sich: Keine grossen Probleme im Justizdepartement, die Aufstockung der Polizei gelang relativ problemlos und auch im Asylwesen ist es eher ruhig. Einzig, dass die Gemeinden im Asylbereich ohne Rücksprache Entscheidungen entgegen dem Versprechen des Kantons trafen, findet er «nicht sehr fein».
Vor den Wahlen Anfang März besucht das Regionaljournal Ostschweiz die erneut kandidierenden Regierungsräte in ihren Büros, die neuen Kandidaten werden live im Studio in St. Gallen interviewt.