Sommerserie - Die Schriftstellerin Silja Walter und das Kloster Fahr
Seit 900 Jahren existiert das Kloster Fahr. Früher lag es in völliger Einsamkeit an der Limmat. Längst aber ist es umgeben von der Agglomeration Zürich. In diesem Kloster lebte die Schriftstellerin Silja Walter. Sie starb 2011 im Alter von 91. Dem Kloster hinterliess sie ein Erbe, das nachwirkt.
Ruhe – das ist in diesen Tagen ein Fremdwort im Kloster Fahr zwischen Dietikon und Unterengstringen. Handwerker gehen ein und aus. Das Kloster wird total saniert. Fenster werden ersetzt und alle Leitungen neu verlegt.
Die Schwestern haben ihre Klausen im alten Teil des Klosters verlassen. Sie wohnen jetzt in der Bäuerinnenschule. Das ist ein Gebäude aus den 60er-Jahren. Küche, Zimmer, Aufenthaltsräume: Alles ist vorhanden. So gesehen ist die Schule ein Glücksfall für die Schwestern. Sie müssen während der Sanierung nicht ins Exil gehen.
Alle Optionen sind offen, es ist alles im Umbruch.
Allerdings: Die Schule ist auch eine Hypothek für das Kloster. Vor zwei Jahren wurde sie aufgelöst. Sie hatte sich überlebt. Nun ist die Frage, was mit den Gebäuden geschieht, wenn die Schwestern wieder im alten Teil des Klosters wohnen.
Die Schule abreissen? Oder umbauen in eine Herberge? Oder vielleicht einen Seminarbetrieb organisieren? «Alle Optionen sind offen», sagt Priorin Irene. «Es ist alles im Umbruch.»
Damit meint sie nicht nur die Sanierung, sondern das Kloster allgemein. Priorin Irene ist vor 26 Jahren ins Kloster Fahr eingetreten. Seither gab es keine Neuzugänge mehr. Im Kloster leben heute 21 Schwestern. Es hätte aber Platz für 30.
Bei der Sanierung wird Wert darauf gelegt, dass die Zimmer barrierefrei sind. Das heisst, Schwellen werden entfernt. «Es gibt halt Schwestern mit Rollatoren», sagt Priorin Irene dazu.
Spiritualität ist gefragt
Das Fahr ist im Vergleich zu anderen Klöstern sehr bekannt. Das hat damit zu tun, dass es im bevölkerungsreichen Limmattal liegt. Viele Wanderwege, Velostrecken und Joggingrouten führen zum Kloster.
Und wesentlich zum hohen Bekanntheitsgrad trägt auch die berühmte Schwester Hedwig bei, Silja Walter. Ihre Werke werden im Klosterladen verkauft. Aber wichtiger noch: Die Werke werden gepflegt. Die Lieder und Hymnen von Silja Walter sind fester Bestandteil des Klosterlebens.
Und doch ist das Kloster überaltert, die Zukunft ungewiss. Priorin Irene glaubt aber daran, dass das Fahr als Ort der Spiritualität weiterleben wird. In welcher Form, das müsse sich aber noch herauskristallisieren.
Ihr ist klar: Dass sich jemand dafür entscheidet, für immer in ein Kloster zu gehen, wird die ganz grosse Ausnahme sein.
Vielleicht gibt es einmal ein Modell mit einem engeren Kreis, der hier stabil ist.
Aber Priorin Irene kann sich vorstellen, dass Frauen sozusagen auf Zeit ein klösterliches Leben führen wollen. Sie sagt es so: «Vielleicht gibt es einmal ein Modell mit einem engeren Kreis, der hier stabil ist. Und anderen Kreisen, mit unterschiedlichen Verbindlichkeiten, wie man im Kloster mitleben und mitwirken will.»
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Politisch gehört das Kloster Fahr zum Kanton Aargau, zur Gemeinde Würenlos. Geografisch liegt es aber auf dem Gebiet der Zürcher Gemeinde Unterengstringen.
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Das Kloster Fahr liegt vor den Toren der Stadt Zürich an der Limmat. Es ist ein beliebtes Wander- und Ausflugsziel. Der Name kommt von der Fähre, die hier die Limmat überquert.
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Der Innenhof des Klosters Fahr. Die Schwestern befolgen die Regeln des Heiligen Benedikts. Im Kloster leben heute 21 Frauen. Es hätte Platz für 30. Der letzte Neueintritt ins Kloster war vor 26 Jahren. Novizin war damals die heutige Priorin Irene.
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Zum Kloster gehört auch ein Bauernhof.
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Klostergarten und Konventsgebäude, aufgenommen 2002.
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Die Kirche des Kloster Fahr in einer Aufnahme aus dem Jahr 2007.
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Das Innere der Klosterkirche in einer Aufnahme aus dem Jahr 2007.
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Sommer 2015: Die Sanierung des Klosters ist in vollem Gang. Sie kostet 20 Millionen Franken.
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Sommer 2015: Die Klausur, das Wohngebäude der Schwestern, wird komplett saniert. Alle Leitungen werden ersetzt. In dieser Zeit wohnen die Schwestern in den Gebäuden der Bäuerinnenschule. Die Schule wurde 2013 aufgelöst.
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Das ehemalige Zimmer (Klause) von Silja Walter. Während der Sanierungsphase ist es der Lagerplatz für die elektrischen Kabel.
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Silja Walter, Schwester Hedwig, in einer Aufnahme aus dem Jahr 1995.
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Silja Walter in ihrem Arbeitszimmer anlässlich der Präsentation ihres neusten Buchs «Er pflückte sie vom Lebensbaum – ein benediktinisches Tagebuch», am 30. Oktober 2008 im Kloster Fahr.
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Das ehemalige Arbeitszimmer von Silja Walter ist heute ein Nähatelier. Es ist Teil der Paramenten-Werkstatt. Das Kloster stellt Kleider her für den Dienst an und in der Kirche.
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Die Schwestern des Klosters Fahr in einer Chorprobe. Sie üben das Lied «In deinem Brot» von Silja Walter. Auch Priorin Irene ist dabei (ganz rechts). Die Probe findet in einem Schulzimmer der ehemaligen Bäuerinnenschule statt.
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«In deinem Brot»: Ein Liedtext von Silja Walter. Die Musik dazu hat Barbara Kollberg komponiert.
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Schwester Fidelis schätzt die von Silja Walter geschriebenen Hymnen: «Sie sagen so viel aus über unsere Sehnsucht nach Gott.»
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Schwester Andrea ging manchmal zu Silja Walter, wenn sie jemandem eine Karte schreiben wollte zu einem besonderen Anlass: «Wenn ich ein Familienfest hatte, frage ich sie, ob sie einen Text hätte. Schwester Hedwig hat dann ganz spontan etwas geschrieben, ganz persönlich für mich.»
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Im Klosterladen kann man alle Werke von Silja Walter kaufen.
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Silja Walter hat für ihr literarisches Werk unter anderem zweimal den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung erhalten. Auch mit dem Kunstpreis des Kantons Solothurn wurde sie ausgezeichnet.
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Schwester Irene Gassmann, Schulleiterin und Fachlehrerin für Hauswirtschaft und Religion der Bäuerinnenschule des Klosters Fahr. Die Aufnahme entstand im September 2002. Heute leitet Priorin Irene das Kloster.
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(Regionaljournal Sommerserie, 07:32 und 17:30 Uhr)
Silja Walter, Schwester Hedwig
Silja Walter (1919–2011) entstammte der Verleger- und Schriftstellerfamilie Walter aus dem Kanton Solothurn. 1948 trat sie ins Kloster Fahr ein, wo sie Schwester Hedwig wurde. In den 63 Jahren im Kloster schrieb sie Gedichte, Mysterienspiele, Lieder und Singspiele. Gegenstand ihres Schreibens war immer die Suche nach dem Sinn des Lebens, nach Gott.
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