
Bis vor Kurzem war Wettingen die grösste Gemeinde des Kantons Aargau. Zwar hat die Kantonshauptstadt Aarau – dank einer Fusion – Wetttingen mittlerweile überholt. Gross ist Wettingen aber noch immer. Über 20'000 Menschen leben hier. Eine Stadt ist Wettingen dennoch nicht.

Das ehemalige Bauerndorf hat seinen dörflichen Charakter bewahrt. Zumindest teilweise. In den Wohnquartieren dominieren Einfamilienhäuser. Katzen streichen durch die Gärten. Man grüsst sich auf der Strasse. Für viele Wettingerinnen und Wettinger ist deshalb klar: Wettingen ist ein Dorf – trotz seiner Grösse und beachtlichen Einwohnerzahl.

Zwar gibt es an der vielbefahrenen Durchgangsstrasse diverse Wohnblöcke, Hochhäuser, Geschäfte, Cafés und Restaurants. Den Einwohnern reicht das aber nicht, um eine Stadt zu sein.
2009 lehnten zwei Drittel der Stimmberechtigten die Stadterklärung ab. Eine Bauch-, keine Kopfentscheidung. Denn faktisch hätte sich nichts geändert, wenn Wettingen Stadt geworden wäre.

Ende der 1960er Jahre wurde Wettingen die bevölkerungsreichste Gemeinde des Kantons Aargau. Der Grund dafür war der Siedlungsdruck aus dem benachbarten, wirtschaftsstarken Baden. Die vielen Mitarbeiter von Firmen wie beispielsweise Brown Boveri (heute ABB) brauchten Wohnfläche.

Das Wettinger Rathaus stammt aus der Zeit, als der Gemeinde 40'000 Einwohner prognostiziert wurden. Damals gab es durchaus Pläne, die Gemeinde städtischer zu entwickeln. Dann aber schwächelte die Wirtschaft und die Bevölkerungszahl stagnierte. Die Pläne wurden deshalb fallen gelassen.

Die Autorin wuchs im dörflichen Teil Wettingens auf. Ihre Primarlehrerin lehrte sie, dass man hier stolz darauf ist, Dorf zu sein und nicht Stadt. Das sei etwas, das Wettingen speziell mache. Mittlerweile ist die Autorin aber in eine richtige Stadt gezogen.
(SRF1, Regionaljournal 6.32/17.30 Uhr)