450 Franken im Monat kostet die Zimmermiete im ehemaligen Luxushotel Dolder Waldhaus. Ein Schnäppchen, denn die Preise an dieser Lage sind ansonsten hoch: Das Gebäude steht hoch über der Stadt am Zürichberg, gleich unterhalb des Hotels Dolder Grand, das ebenso zur Dolder Hotel AG gehört, der Blick geht auf den Zürichsee.
Möglich sind die tiefen Mieten dank einer Zwischennutzung. Diese läuft seit zwei Jahren – und wurde soeben bis Januar 2021 verlängert. Eigentlich war geplant, die Bausünde aus den 1970er Jahren bald abzureissen. Doch der Neubau liegt auf Eis. Die Hotelmarktsituation habe sich verändert und der Haupteigentümer liege im Steuerstreit mit den Zürcher Behörden, heisst es bei der Dolder Hotel AG als Begründung.
Schutz vor Vandalismus
Die Zwischenvermietung des Dolder Waldhaus übernimmt eine junge Zürcher Firma, Projekt Interim. Ihr Geschäftsmodell sind professionell organisierte Zwischennutzungen. Solche liegen im Trend: Zwischen 2015 und 2017 waren in der Schweiz mehr als 1000 Objekte ausgeschrieben, wie eine Studie der Immobilienberatungsfirma Wüest Partner zeigt.
«Zwischennutzungen sind für Eigentümer interessant, weil eine Liegenschaft damit vor Zerfall und Vandalismus bewahrt werden kann», sagt Patrick Schnorf, Partner bei Wüest Partner. Ausserdem sei es aus gesellschaftlicher Sicht sinnvoll, wenn Gebäude genutzt würden statt leerzustehen.
Es gibt aber auch Kritik an diesem Geschäftsmodell: «Es braucht das Projekt Interim als zwischengeschalteter Dealer nicht, der selbst Profit machen will», äussert sich etwa Walter Angst vom Mieterverband Zürich. Es sei für eine Verwaltung ein kleiner Aufwand, Wohnungen befristet zu vermieten.
Das Dolder Waldhaus beleben nun 150 Menschen: vom Gründer eines Start-Up-Unternehmens bis hin zur Mutter mit Kind. Sie wohnen oder arbeiten in den ehemaligen Hotelzimmern und Appartements mit 21 bis 128 Quadratmetern Wohnfläche, zu günstigen Konditionen: 450 Franken kosten ein Zimmer, 850 Franken zwei Zimmer, inklusive Nebenkosten. Und sie können sich Räume teilen, wie zum Beispiel die grosse Gemeinschaftsküche.
Weniger zu besitzen, macht das Leben einfacher.
Zu den Bewohnerinnen gehören auch Dunja Kalbermatter und Andrea Forgacs. Die beiden sind vor zwei Jahren ins Dolder Waldhaus gezogen. Sie wollten lernen, mit möglichst wenig Besitz auf engem Raum zu wohnen. Nun leben sie in den Hotelzimmern 1771 und 1772. Dafür haben sie ihre befristete Wohnung aufgegeben. «Nicht so viel zu besitzen, macht das Leben einfacher. Wir putzen weniger und haben mehr Zeit für andere Dinge», schwärmt Dunja Kalbermatter.
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