Seit Jahren wird am Hallwilersee an der Grenze der Kantone Aargau und Luzern darüber diskutiert und gestritten: Was ist der richtige Umgang mit den vielen Schwänen? Nicht nur viele Badegäste hatten und haben immer wieder Begegnungen mit den Schwänen, auch in den Landwirtschaftsbetrieben um den See sorgt der Wasservogel nicht nur für Freude.

Ob im Wasser oder am Ufer: Wenn man sich an den Badeplätzen um den Hallwilersee umhört, dann wissen viele Leute etwas zu erzählen. Dem einen hat ein Schwan im Wasser auf den Kopf gepickt, der anderen das Znüni weggefressen. Dennoch schätzt man die Tiere auch, sie gehörten zur Atmosphäre am See, sagen viele Leute.
Traditionellerweise kümmert sich die «Schwanenkolonie Hallwilersee» um den Bestand der stolzen, weissen Wasservögel. Seit 1902 kümmert sich der private Verein um die Schwäne, die Vereinsgründer hatten die Vögel erst am Hallwilersee angesiedelt.

Im Winter wurden die Tiere gefüttert, damit sie die kalte Jahreszeit überstehen. Im Frühling wurden den Schwänen zur Regulierung des Bestandes einzelne Eier gestohlen. Noch heute steht auf der Website des Vereins, eine seiner wichtigsten Aufgaben sei «der Eingriff ins Brutgeschäft.»
Höhere Hürden für Wildtier-Regulation
Tatsächlich unterstützte der Kanton Aargau auch von offizieller Seite her diese Regulierung jahrelang. «Die Schwäne verkoten Wiesen oder zerstören diese beim Fressen, auch die Trauben in den Rebbergen mögen sie», erklärt der zuständige Experte beim Umweltdepartement, Erwin Osterwalder. «Die Region Hallwilersee ist kein Naturreservat, sondern es ist eine Kulturlandschaft. Wenn es Konflikte gibt, dann muss man eingreifen.»

Allerdings: Nach einer Weisung des Bundesgerichts hat sich diese Praxis geändert. Die Regulierung von Wildtierbeständen muss heute verfügt werden, und diese Verfügungen können von Natur- und Tierschutzverbänden angefochten werden. Im Fall Hallwilersee gab es deshalb Diskussionen.
Es gibt kein Patentrezept
Heute ist die Zusammenarbeit zwischen Kanton und Schwanenkolonie wieder konstruktiv, wie Präsident Thomas Eichenberger betont. Zudem will auch die Schwanenkolonie neue Wege suchen, um das Zusammenleben zwischen Schwan und Mensch – auch ohne Geburtenkontrolle – zu verbessern. Falls nötig würde man aber natürlich auch wieder auf die Geburtenkontrolle zurückkommen.

Gesucht ist am Hallwilersee also ein natürlicherer Umgang im Konflikt zwischen Mensch und Tier. An diesem Beispiel zeigt sich auch, wie sich die «Tierliebe» der Menschen verändert hat. Im Gründungsjahr 1902 durfte die Schwanenkolonie am Hallwilersee nämlich noch auf tatkräftige Unterstützung des Tierschutzvereins zählen. Obwohl das erste Schwanenpaar noch in einem aus heutiger Sicht ziemlich engen Gehege gefangen war.
4 Kommentare
Sie sind angemeldet als Who ? (whoareyou) (abmelden)
Kommentarfunktion deaktiviert
Uns ist es wichtig, Kommentare möglichst schnell zu sichten und freizugeben. Deshalb ist das Kommentieren bei älteren Artikeln und Sendungen nicht mehr möglich.