Die Hochwassersituation entstand, weil innert drei Tagen massive Regenmengen verzeichnet wurden und die Böden von vorgängigen Regenfällen bereits gesättigt waren. In der ganzen Zentralschweiz kam es wegen der gesättigten Böden zu Murgängen und Erdrutschen.
«Zum Arbeitsplatz gerudert»
Im Kanton Uri war besonders der Talboden betroffen. Ein Gebiet mit rund 1000 Arbeitsplätzen stand unter Wasser, auch das Industriegebiet in Schattdorf. Erich Megert von der Firma Sisag AG erinnert sich: «Wir ruderten mit einem Schlauchboot zum Arbeitsplatz.»
Nach zwei Tagen nahm die Firma ihren Betrieb wieder auf. Erich Megert besorgte auf eigene Faust Stromgeneratoren, die auf dem Dach installiert wurden. «Wir legten den Nachbarn eine Stromleitung, damit sie Kaffee kochen konnten», erinnert er sich. Die Solidarität und der Zusammenhalt seien gross gewesen.
Firmen drohten mit Wegzug
Auch die Firma Ruag in Altdorf litt unter dem Wasser, die Schadensumme belief sich auf 150 Millionen Franken. «Die Ruag überlegte sich stark, ob sie neu aufbauen soll oder nicht», sagt der Urner Baudirektor Markus Züst rückblickend gegenüber Radio SRF. Der Kanton Uri investierte schnell in den Hochwasserschutz, bis heute insgesamt 130 Millionen Franken.
Obwaldner Gewässer traten über die Ufer
Auch im Kanton Obwalden wurden die Menschen von den Wassermassen überrascht, Sarnersee und Sarneraa traten über die Ufer. Strassen und Bahngeleise waren von den Wassermassen weggerissen oder verschüttet worden. Schlamm, Wasser und Geröll füllten unzählige Häuser. Die Gemeinde Engelberg war wegen eines abgerutschten Viadukts während zwei Wochen nur noch auf dem Luftweg erreichbar.
Es läuft sofort ein Film vor meinem inneren Auge ab.
Im Benediktinerinnen-Kloster St. Andreas stand das Wasser im Erdgeschoss kniehoch. Äbtissin Pia Habermacher erinnert sich: «Es läuft sofort ein Film vor meinem inneren Auge ab. Das Wasser liess sich durch nichts stoppen, es lief von allen Seiten ins Kloster.» Weil durch den Stromausfall auch die Kochherde nicht mehr funktionierten, mussten die Klosterfrauen vier Tage lang im Freien auf einem Feuer kochen.
Im Untergeschoss des Gebäudes füllte sich ein Raum mit Kulturgütern bis zur Decke mit Wasser. Notenblätter, liturgische Gewänder und Gemälde wurden beschädigt. Denkmalpfleger Peter Omachen sagt, der Kanton Obwalden habe seine Lehren gezogen: «Bei den Schutzmassnahmen der letzten Jahrzehnte hatte man jeweils kriegerische Angriffe einberechnet. Deshalb wurden wertvolle Güter unter dem Boden gelagert, wo sie bomben- aber nicht wasserfest waren. Jetzt hat ein Umdenken stattgefunden und die Kulturgüter werden in Obergeschossen untergebracht.»
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.