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350 Millionen für Profiligen Ist so viel Geld wirklich nötig, Frau Amherd?

350 Millionen Franken für den Profisport wegen der Coronakrise: Ist das angemessen? Bundesrätin Amherd nimmt Stellung.

Der Bundesrat hat heute entschieden, neben dem Breitensport auch die Schweizer Fussball- und Eishockey-Profiligen in den nächsten zwei Jahren mit bis zu 350 Millionen Franken zu unterstützen. Bundesrätin Viola Amherd (CVP) begründet den Entscheid.

Viola Amherd

Bundesrätin

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Viola Amherd ist seit 2019 Bundesrätin und Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Sie wurde 1962 geboren und war vor ihrer Wahl in den Bundesrat selbstständige Advokatin und Notarin sowie Stadtpräsidentin von Brig-Glis. Zudem sass sie für die CVP Oberwallis über zehn Jahre im Nationalrat und wirkte von 1994 bis 2006 als nebenamtliche Richterin in der Eidgenössischen Personalrekurskommission.

SRF News: Frau Bundesrätin, 350 Millionen Franken will der Bundesrat bereitstellen für die Profiligen im Schweizer Fussball und Eishockey. Menschen, die sich nicht für diese Sportarten interessieren, fragen sich wohl: Ist so viel Geld wirklich nötig?

Viola Amherd: Ja, das sind grosse Beträge. Doch diese Profiligen sind jetzt in einer schwierigen Situation. Die Krise schlägt auch auf den Sport durch. Wenn wir hier keine Unterstützung leisten, riskieren wir, dass die Profistrukturen zum Teil verloren gehen. Damit wäre Nachwuchsförderung nicht mehr möglich. Der Sport ist aber auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Wir haben in der Schweiz insgesamt rund 100'000 Jobs im Sportbereich. Der Sport trägt 1.7 Prozent zum Bruttoinlandprodukt bei. Er ist wirtschaftlich wichtig, aber auch für die gesamte Bevölkerung, die sich dafür begeistert. Diese 350 Millionen sind zudem Darlehen, die von den Klubs zurückgezahlt werden müssen.

Sie stellen auch klare Bedingungen. Sie sagen zum Beispiel, mit diesem Geld dürften nicht überdurchschnittliche Spielerlöhne bezahlt werden. Wie wollen Sie das denn kontrollieren?

Wir haben uns mit den Ligen schriftlich darauf verständigt, dass die Klubs die Spielerlöhne nicht erhöhen, solange sie ein Darlehen vom Bund haben. Gleichzeitig verpflichten sich die Ligen, dafür zu sorgen, dass die Löhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken, Boni und Prämien inklusive.

Die Ligen verpflichten sich, dafür zu sorgen, dass die Löhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent sinken.

Ich glaube, das ist ein wichtiger Schritt, da können wir sogar Einsicht nehmen in die Bücher und das kontrollieren. Wir können natürlich keine Arbeitsverträge ausser Kraft setzen. Aber immerhin haben wir so die Möglichkeit, eine Deckelung und sogar eine Reduktion der Löhne zu bewirken.

In Deutschland beginnt übermorgen die Fussball-Bundesliga wieder mit Geisterspielen. Sie als Sportministerin, aber auch als Sportfan, verfolgen Sie das?

Ich verfolge das sicher, das ist natürlich interessant für uns, weil wir in zwei Wochen im Bundesrat entscheiden, ob Geisterspiele auch bei uns möglich sind. Bis dann werden wir wissen, wie sich die Lockerungen dieser Woche auf die Zahlen ausgewirkt haben. Ob die Infektionszahlen wieder steigen, oder ob es so gut geht wie bis jetzt, was ich natürlich hoffe. Die Bevölkerung ist sehr verantwortungsvoll und hält sich an die Regeln. Wenn es so weitergeht, dann kann man diesen nächsten Schritt machen. Aber eben: Die Zahlen müssen wir zuerst anschauen, es wäre verfrüht, dazu jetzt schon was zu sagen.

Das Gespräch führte Gion-Duri Vincenz.

Tagsschau 13.04.2020, 18:00 ; 

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