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Abo-Falle bei Internet-Kurs Schweizerdeutsch-Kurs entpuppt sich als Abo-Falle

«Dieser Kurs ist sein Geld nicht wert», empört sich eine Frau. Die Betreiber verdienen sich damit eine goldene Nase.

Eine junge Frau aus der Slowakei ist seit ein paar Jahren in der Schweiz und möchte gerne Schweizerdeutsch lernen. «Ich werde es wohl nie sprechen, aber ich möchte es gerne verstehen», sagt die Mutter einer fünfjährigen Tochter gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Und so ist sie auf der Suche nach einem Präsenz-Kurs immer wieder über das Online-Angebot schweizerdeutsch-lernen.ch gestolpert. Für nur 118 Franken lerne sie in vier Wochen Schweizerdeutsch. Schliesslich entschied sie sich, dieses Geld zu investieren und sich auf das Online-Abenteuer einzulassen.

Nachträgliche Stellungnahme von schweizerdeutsch-lernen.ch:

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Der Kurs war ein Projekt zur Uni-Zeit, welches danach immer mehr eingeschlafen ist und aus mangelndem Interesse nicht mehr weiterentwickelt wurde, bzw. nur noch von Freelancern, deren Arbeit ich nicht überprüft hatte. Unzufriedene Kunden können jeden abgebuchten Betrag bei PayPal bis zu 180 Tage nach der Zahlung widerrufen. In der Regel haben wir kein Problem mit unzufriedenen Kunden, da sich diese den Betrag einfach rückerstatten lassen. Ich sehe dennoch ein, dass einige Kunden das Abo nach einem Jahr vergessen und habe das Abo-Modell komplett entfernt. Der Hörerin habe ich das gesamte Geld erstattet. Und ich gehe noch weiter: Jetzt zahlt man einmalig nur 60 Franken, statt jährlich 190 Franken.

«Kurs? Das als solchen zu bezeichnen ist sehr gewagt!»

Schnell sei ihr klar geworden, dass es sich hier nicht um ein qualitativ gutes Produkt handle. Die Inhalte seien wild durcheinander aufgelistet, Wortschatz nur als einzelne Kapitel eines Wörterbuchs vermittelt, ohne Struktur und Hilfe.

Auch «Espresso» klickt sich durch den sogenannten Schweizerdeutsch-Kurs. Struktur ist keine erkennbar, auch Hör-Sequenzen, welche mit alltäglichen Dialogen den Dialekt vermitteln wollen, kommen äusserst billig daher. Ein Mann spricht zwei Personen gleichzeitig, die Dialoge sind gespickt mit Germanismen und weit weg von Schweizerdeutsch. Knapp 120 Franken für diesen sogenannten Kurs sind eindeutig zu viel.

Textpassagen ohne Quellenangabe: «Espresso» entdeckt das Original

Die «Espresso»-Hörerin vermutete, dass es der Betreiber der Seite schweizerdeutsch-lernen.ch nicht so genau nimmt mit Texten, welche er auf seiner Internetseite veröffentlicht, aber nicht aus seiner Feder stammen. Und so stellt auch das SRF-Konsumentenmagazin schnell fest, dass ganze Textpassagen, zum Beispiel unter dem Titel «Wortbildung», bei Wikipedia zu finden sind. Ausschnitte aus dem Wörterbuch ebenso aus dem kostenlosen Portal berndeutsch.ch.

Auch das noch: Eine Abofalle!

Die junge Frau buchte die Kursgebühr als Lehrgeld ab und besuchte die Seite nie wieder. Leider muss sie sich ein Jahr später erneut mit dem lausigen Online-Kurs befassen. Vor kurzem entdeckte sie auf ihrer Kreditkartenabrechnung, dass erneut 118 Franken für den unsäglichen Kurs abgebucht wurden. Ein Blick in ihr Paypal-Konto zeigte: Bei den Kosten für schweizerdeutsch-lernen.ch handelt es sich um ein Abo mit automatischer Verlängerung.

Die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sind sich dessen aber bei Vertragsabschluss nicht bewusst, weil es ihnen nicht mitgeteilt wird. Das zeigen dutzende Einträge bei Facebook und bei den Google-Rezensionen. Genau gleich ging es ganz vielen anderen Leuten. Zwar erhielten sie teilweise die Zusicherung der Verantwortlichen, man erstatte ihnen das Geld zurück, wenn sie nicht zufrieden seien. Passiert sei allerdings nichts und man habe nie wieder etwas gehört.

Auch «Espresso» versuchte erfolglos, mit dem Haupt-Verantwortlichen des Online-Portals Michael Jakob Kontakt aufzunehmen. Gerne hätten wir seine Stellungnahme zu verschiedenen Vorwürfen gehört.

Espresso, 08.01.2021, 08:13 Uhr

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