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SRG will Private an Bord holen
Aus Tagesschau vom 06.10.2017.
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Der neue SRG-Generaldirektor «Ich bin kein Superman»

Das Wichtigste in Kürze

  • Gilles Marchand hat am 1. Oktober Roger de Weck als neuer SRG-Generaldirektor abgelöst. Heute hat er sein neues Team und seine Ziele vorgestellt.
  • Prioritär sei für ihn, mit dem Publikum und den privaten Medienhäusern einen offenen und konstruktiven Dialog zu führen.
  • Für diese sei die rasch fortschreitende Digitalisierung eine grosse Herausforderung, deshalb wolle die SRG die Zusammenarbeit mit den Privaten fördern, sagt Marchand. Das soll in fünf konkreten Kooperationsprojekten geschehen.

SRF News: Wie schwierig war für Sie der Entscheid: Das mache ich?

Gilles Marchand: Es war eine schwierige Entscheidung, nicht nur wegen der komplexen Situation der SRG. Sie bedeutet auch für mich und meine Familie ein total neues Leben. Ich musste mein Haus in Genf aufgeben und wohne nun in Bern. Ich arbeite in einer neuen Sprache und in einer neuen Kultur. Aber ich möchte mich für die SRG engagieren, weil ich glaube, dass wir für unser Land, unsere Vielfalt und Identität eine wichtige Rolle spielen. Wir sind nicht alleine – andere machen es auch gut. Aber wir spielen eine Schlüsselrolle. Und ich will alles daransetzen, was ich kann, um diese Rolle weiter auszubauen. Ich bin nicht Superman, aber ich kenne die Situation, die Medien und die Verleger gut und habe Erfahrung. Dies weiterzugeben, war meine Idee. Und ich werde alles daransetzen, dass die SRG erhalten bleibt.

Sie sind Generaldirektor des grössten Schweizer Medienunternehmens. Vielleicht können Sie aber auch der Liquidator der SRG werden. Was würde das heissen?

Das wäre eine Katastrophe für die Medienlandschaft Schweiz, sie würde zur Wüste. Ich bin sehr besorgt, weil ein Aus der SRG etwas sehr Gefährliches wäre. Und ein Ja zur «No Billag»-Initiative wäre ganz klar das Ende unserer SRG, unserer Programme, unserer Sendungen. Denn es gibt weder einen Gegenvorschlag noch einen Plan B. Sagen die Stimmbürger Ja zu der Initiative, die die SRG-Gebühren abschaffen will, sind wir «out of the game». Das ist kein theoretisches Gedankenspiel, sondern Fakt. Auch die 34 privaten Radio- und Fernsehstationen wären betroffen, weil sie auch zum Teil über Gebühren finanziert werden. Selbst der Schweizer Film würde darunter leiden und der Schweizer Musik gingen Einnahmen verloren, Sportanlässe würden nicht mehr abgedeckt und vieles mehr. Ich will also für ein gutes Abstimmungsergebnis kämpfen, um die Diskussion und den Dialog über eine neue SRG zu führen. Aber zuerst braucht es ein klares Nein zu «No Billag».

Was verstehen Sie unter Service public?

Zuerst gute Programme in allen Sprachregionen auf allen Kanälen: Das ist unser Kernauftrag und Kerngeschäft. Ein Service public muss nicht nur auf die Rentabilität schauen, sondern auch für Minderheiten- oder Nischeninteressen arbeiten. Und das würde sich auf dem freien Markt nie ausbezahlen. Ein Service public ist für alle. Die SRG basiert auf einem System der Solidarität. Wir bieten eine gute Gesamtleistung, wenn wir irgendwo für ein spezifisches Publikum interessant sind. Es wäre total unmöglich, jederzeit alle erreichen zu wollen. Aber in einer bestimmten Frist müssen wir alle diese spezifischen Interessen erreichen. Derzeit erzielen wir mit unserem Angebot eine wöchentliche Reichweite von 94 Prozent. Das heisst: Es gibt tatsächlich eine starke Beziehung zwischen unseren Programmen und unserem Publikum.

Die Verleger kritisieren die SRG als zu gross. Sie weckt vor allem im Werbemarkt und im Internet Existenzängste bei den privaten Medienhäusern. Müsste die SRG bescheidener werden?

Nicht die SRG ist das Problem. Das ist eine etwas bequeme Sicht. Der SRG das Leben schwer zu machen, würde die Situation der Privaten nicht verbessern, im Gegenteil würde sie die ganze Schweizer Medienlandschaft in Mitleidenschaft ziehen. Unser Wettbewerb ist nicht lokal, sondern wir stehen im internationalen Wettbewerb. Um dort zu bestehen, müssen wir uns zusammenschliessen. So sind wir stärker. Es ist ganz klar, dass die Printmedien ein Problem haben. Ihre Modelle funktionieren nicht mehr in Zeiten der rasanten Digitalisierung. Ich glaube aber, dass wir besser fahren, wenn wir alle zusammenarbeiten. Wir sind zu klein, um einen Kampf ums Internet zu führen. Deshalb schlage ich konkret fünf Kooperationen vor, die für alle Akteure nützlich sind.

Angebot für Private

Die neue SRG-Führung bietet privaten Medienhäusern ab sofort Gratis-Videobeiträge zu Nachrichten an.
Privatradios können neu die stündlichen Nachrichten der SRG-Sender übernehmen. Ein entsprechender Vertrag ist heute unterzeichnet worden.
Interessierten privaten Medien stellt die SRG ihre Technologie für den Betrieb eines Players ohne Label zur Verfügung.
Bei der Innovation sucht das Unternehmen weitere Kooperationen mit Privaten und akademischen Institutionen und fördert sie.
Bei der Messung der Online-Nutzung tritt das Unternehmen für eine Branchenlösung zwischen Verlegern sowie Radio- und TV-Anbietern ein.

Bei vielen ist das Problem aber die Billag. 450 Franken seien zu viel, sagen sie. Könnte man das auch anders machen?

Das Problem verstehe ich sehr gut. Wir leben in einer sogenannten Gratis-Kultur und da ist das Gebührenprinzip schwer zu vermitteln. Im Grunde handelt es sich aber um ein solidarisches Prinzip. Dank der Gebühren haben wir keine mediale Zweiklassengesellschaft. Mit der Umsetzung des neuen Radio- und Fernsehgesetzes und der neuen Mediengebühr von unter 400 Franken, wie Bundespräsidentin Doris Leuthard gesagt hat, wird das Publikum entlastet. Wenn wir aber einen gleichwertigen Leistungsauftrag in den Regionen erfüllen sollen, brauchen wir ein Solidaritätssystem, denn die Regionen sind zu klein und haben weniger Macht. Das Solidaritätssystem hilft uns, eine gute Breite in allen Regionen anzubieten. Und das ist wichtig.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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