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Polarisierung um «No-Billag» im Tessin
Aus Rendez-vous vom 01.02.2018. Bild: Keystone
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«No Billag» im Tessin Eine polarisierte Debatte

Keine andere Region profitiert pro Kopf so stark von den Radio- und Fernsehgebühren wie die italienischsprachige Schweiz. Unumstritten sind die Gebühren aber keineswegs.

Das Teatro di Locarno ist bis auf den letzten Platz besetzt. Gebannt blickt das Publikum nach vorn und hört den Geräuschen von Kuhglocken zu. Es läuft ein Film aus den 90er-Jahren, der einen Älpler bei seinem Handwerk zeigt.

Der Beitrag stammt aus dem Archiv des Radios und Fernsehens der italienischsprachigen Schweiz RSI. Weitere Filmbeiträge handeln von Glück und Misere von Tessiner Auswanderern in Amerika, von Zerstörung und Wiederaufbau nach einem Lawinenwinter oder vom US-Astronauten Walter Schirra mit seinen Wurzeln im Onsernonetal.

Veranstaltet hat den Abend die Corsi, die SRG-Trägerschaft im Tessin. Luigi Pedrazzini ist Corsi-Präsident und ehemaliger CVP-Staatsrat. Er sagt: «Wenn die RSI verschwindet, fehlen morgen oder übermorgen solche Erzählungen und Bilder aus dem Tessin und seinen Tälern.»

Die Befürworter bei der Gratiszeitung

Szenenwechsel: Weg vom Theaterabend, hinein in die Redaktion des «Mattino della Domenica». Seit 20 Jahren kritisiert der «Mattino» die RSI. Lega-Nationalrat Lorenzo Quadri leitet die Gratiszeitung. Er ist der prominenteste «No Billag»-Befürworter im Tessin. «Jetzt wird alles getan, um Sympathien zu sammeln», sagt er. In Wahrheit seien die kulturellen und dokumentarischen Leistungen der RSI aber nicht sehr bedeutend.

Die RSI sei aufgebläht und linkslastig. Kunst, Kultur und Musik könnten und müssten seiner Meinung nach mehr Geld bei Privaten finden, beispielsweise bei Startups. Quadri mobilisiert im «Mattino» für die Initiative zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren.

Kein Ende der Debatte in Sicht

Anders die Gegner: Über 2000 Menschen demonstrierten am Samstag in Bellinzona gegen «No Billag». Einer von ihnen ist Maurizio Canetta, der RSI-Direktor hat in seiner Karrierre über 3000 Tagesschau-Ausgaben moderiert. Er habe die Berechnungen des Schweizerischen Gewerbeverbands umgelegt auf die Verhältnisse in der italienischsprachigen Schweiz, sagt er: «Ein Pay-TV-Abo für die RSI-Tagesschau würde 2400 Franken kosten.» Den hohen Fixkosten stehe ein sehr kleiner Zuschauermarkt gegenüber.

Eine Tagesschau könne über Werbung, Pay-TV und durch Auslandschweizer finanziert werden, entgegnet Lega-Nationalrat Quadri. Gebe es ein Ja zu «No Billag», dann bedeute das eine Revolution. «Wenn die Initiative abgelehnt wird, aber doch einen Achtungserfolg erzielt, bin ich für die Halbierung der Radio- und TV-Gebühr.

Nach der Volksabstimmung ist also vor der Volksabstimmung, hofft Quadri. Die Polarisierung in der Debatte um die SRG wird im Tessin erhalten bleiben.

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