Gemäss der zweiten SRG-Trend-Umfrage von Ende Mai hätten 50 Prozent der Befragten Nein gegen die Stipendien-Initiative eingelegt. Bei der ersten Befragung vor einem Monat waren 50 Prozent noch dafür, das Stipendienwesen in der Schweiz national und nicht mehr kantonal zu regeln. Nur 38 Prozent der teilnahmewilligen Stimmberechtigten hätten für die Initiative gestimmt und mit 50 Prozent führt damit unter Berücksichtigung des Stichprobenfehlers die Nein-Seite.
Die Initiative der Schweizer Studierendenschaften (VSS) steht im Schatten der Abstimmungsvorlagen vom 14. Juni. Das spiegelt sich auch im Stand der Meinungsbildung wieder. Sie ist im Vergleich zu den anderen drei Abstimmungsthemen am geringsten ausgeprägt.
Laut dem Forschungsinstitut gfs.bern beträgt der Meinungsumschwung vom Ja zum Nein im Durchschnitt 12 Prozentpunkte, was als Wert für die Entwicklung der Meinungsbildung leicht überdurchschnittlich ist. Trotzdem äusserten sich Ende Mai noch 12 Prozent unentschlossen zur die Vorlage.
Auch der Anteil der Befragten, die eher dagegen (18 Prozent) oder eher dafür (16 Prozent) stimmen würden, zeigt, dass die Stimmabsichten noch nicht sehr gefestigt sind.
Stipendien-Initiative polarisiert links-rechts-Spektrum
Zwischen den politischen Polen liegt die Grundhaltung zur Vorlage nach wie vor weit auseinander. Die Positionen haben sich aber von der ersten zur zweiten Umfragewellen etwas an- bzw. ausgeglichen.
Am deutlichsten hätten Wähler der Grünen Partei Ende Mai mit 72 Prozent (-16 Prozentpunkte), und SP-Wähler mit 65 Prozent (-1 Prozentpunkt) für die Initiative gestimmt. Demgegenüber lehnen Sympathisanten der SVP die Vorlage ab mit 69 Prozent (+27 Prozentpunkte), und FPD-Wähler mit 64 Prozent (+11 Prozentpunkte).
In der politischen Mitte, bei den CVP-Wählern, hat die Zustimmung von 51 Prozent Ja Ende April nun umgeschlagen auf 56 Prozent Ablehnung. Auch Parteiunabhängige hätten mit 45 Prozent Nein (+5 Prozentpunkte) stärker Nein gesagt.
Mehr Einkommen – weniger Stipendien (nötig)
Ob junge Erwachsene Stipendien benötigen, hängt auch vom vorhandenen Haushaltseinkommen ab. Als Faktor für die Stimmabsicht für oder gegen die Stipendien-Initiative wirkt dies aber nur beschränkt. Wer weniger als 5000 Franken Einkommen hat würde zu 54 Prozent für die Initiative stimmen. Je höher aber das Haushaltseinkommen steigt, desto geringer wächst die Zustimmung und bewegt sich nur noch zwischen 33 und 37 Prozent Ja-Anteil. Die Rate der Ablehnung steigt dem entsprechend.
Meinungsumschwung ausser in der Romandie
Interessant ist noch der Blick auf die Sprachregionen. In der Romandie blieben die Befürworter seit der ersten Befragung bei 51 Prozent Ja (-1 Prozentpunkt). In der italienischsprachigen Schweiz sank die Zustimmung auf 40 Prozent (-4) und in der Deutschschweiz gar auf 34 Prozent (-14 Punkte).
Vermutlich wird sich der Trend des Meinungsumschwungs seit der ersten Befragungswelle Ende April weiter fortsetzen. Auch unter Berücksichtigung des Stichprobenfehlers in der Umfrage von +/-2,7 Prozent wird die Ablehnung voraussichtlich bis zur Abstimmung auf über 50 Prozent steigen.