Das Wichtigste in Kürze:
- Die Zersiedelungs-Initiative erleidet einen Dämpfer: Gemäss der zweiten SRG-Umfrage sprechen sich 49 Prozent gegen das Anliegen aus.
- Insbesondere die Nein-Seite hat im Vergleich zur ersten Umfrage vor sechs Wochen massiv hinzugewonnen.
- Die Politologen von gfs.bern rechnen aufgrund des starken Nein-Trends mit einer Ablehnung der Initiative.
Mit ihrer Zersiedelungs-Initiative wollen die Jungen Grünen die Gesamtfläche der Bauzonen in der Schweiz auf dem heutigen Stand einfrieren. Dass dieses Anliegen am 10. Februar von der Bevölkerung unterstützt wird, ist jedoch fraglich.
Die Initiative hat in den letzten sechs Wochen stark an Boden verloren, wie die zweite SRG-Umfrage des Instituts gfs.bern zeigt. Wäre bereits jetzt darüber abgestimmt worden, hätten 47 Prozent für das Anliegen votiert – 49 Prozent hätten sich dagegen ausgesprochen. Bei der ersten SRG-Umfrage von Mitte Dezember hatten noch 63 Prozent die Initiative unterstützt.
Starker Trend
Der Trend gehe überdeutlich in Richtung Nein, sagt denn auch Lukas Golder von gfs.bern. Vor allem die Zunahme beim Nein-Anteil von über 20 Prozentpunkten bezeichnet der Politologe als aussergewöhnlich. «Wenn ein solcher Trend einmal eingesetzt hat, dann dreht er sich kaum mehr», so Golder.
Ein solcher Verlauf sei typisch für einen Abstimmungskampf. «Wenn die Nein-Seite gut organisiert ist, kann sie nämlich die Schwächen in den Vordergrund rücken», erklärt Golder. Dies sei mit dem Aufzeigen von möglichen Mietpreiserhöhungen gelungen.
Die Strahlkraft der Initiative habe insbesondere ausserhalb des links-grünen Lagers stark nachgelassen, bilanziert gfs.bern. Vor allem bei der bürgerlichen Mitte ist die Unterstützung im Vergleich zur ersten Umfrage stark eingebrochen. Viel Sympathie – ausserhalb des links-grünen Lagers – geniesst die Initiative immer noch bei der SVP. Von ihren Anhängern sprechen sich zurzeit 42 Prozent für die Initiative aus, eine Mehrheit allerdings lehnt die Vorlage ab.
Viel Zustimmung für Pro-Argumente
Die Grundanliegen der Initiative scheinen aber immer noch auf Anklang zu stossen. So finden die wichtigsten Pro-Argumente breite Unterstützung bei den Befragten: 66 Prozent sind der Meinung, dass die Zersiedelung das Landschaftsbild verschandelt, 65 Prozent glauben, dass Zersiedelung schlecht für die künftigen Generationen ist und 56 Prozent unterstützen das Argument, dass die Baulandreserven gross genug sind.
Die Argumente der Initianten verfangen und trotzdem will eine Mehrheit die Initiative verwerfen. Für Golder liegt dieser vermeintliche Widerspruch vor allem am hohen Vertrauen in die Regierung. Die Bevölkerung vertraue darauf, dass das Problem der Zersiedelung mit dem bestehenden Raumplanungsgesetz gelöst werde. 56 Prozent glauben, dass man mit diesem Gesetz bereits ein wirksames Mittel habe.
Städter und Frauen dafür
Schaut man auf die Wohnorte der Befragten, hat die Initiative in den städtischen Gebieten mit ihren links-grünen Mehrheiten am meisten Befürworter. Hier ist eine knappe Mehrheit von 51 Prozent für die Initiative. In der Agglomeration und auf dem Land ist die Gegnerschaft bereits im Plus.
Bei den Frauen findet die Initiative mit 54 Prozent immer noch eine Mehrheit. Männer dagegen lehnen die Vorlage mit 56 Prozent mehrheitlich ab. Laut Golder ist das typisch: Umweltanliegen geniessen bei Frauen mehr Unterstützung.
Um am 10. Februar zu den Gewinnern zu gehören, wird den Initianten eine Mehrheit bei den Städtern und Frauen jedoch nicht genügen.