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Zwei Wohnblocks in der Agglomeration Zürich.
Legende: In der Agglomeration muss laut Loderer dichter gebaut werden. Keystone
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Schweiz «Agglomerationen sind Reserven fürs verdichtete Bauen»

In der Schweiz nimmt die Wohnbevölkerung zu, und die Menschen brauchen immer mehr Platz. Damit nicht alle Grünflächen verschwinden und es trotzdem genügend Wohnraum für alle gibt, müssen die Häuser mehr in die Höhe als in die Breite wachsen. «Verdichtetes Bauen» ist das Schlagwort der Stunde.

SRF: Entstehen nun überall in der Schweiz Hochhäuser?

Benedikt Loderer: Nein. Ich glaube, die Hochhäuser sind eine Erfindung der Journalisten. Es kann nicht darum gehen, in den Innenstädten zu verdichten, sondern wir müssen dort verdichten, wo es dünn ist. Die Stadt ist bereits gebaut. Ich sage aber, die Agglomeration ist noch lange nicht gebaut. Dort sind die grossen Reserven für das Verdichten, und dort müssen wir aus der Agglomeration nun eine Stadt bauen.

Heisst das, in der Agglomeration, wo Einfamilienhäuser stehen, sollen nun mehrstöckige Wohnblocks entstehen? Wie wird sich die Agglomeration verwandeln?

Wir müssen auch den künftigen Generationen noch einige Gestaltungskraft zumuten. Sie werden die bestehende Agglomeration entsprechend verändern. In kleinen Schritten, nicht in grossen Projekten. In den Gegenden mit vielen Einfamilienhäusern wird angebaut und aufgestockt. Ich glaube weniger, dass radikal abgerissen und neu gebaut wird.

Sie sagen, die Agglomeration müsse verdichtet werden, aber die Wohnungen sollten doch möglichst dort gebaut werden, wo die Menschen auch arbeiten. Das ist vorwiegend in der Stadt und nicht in der Agglomeration.

Wenn Sie die Zu- und Wegpendler anschauen, dann stimmt das für Zürich. Aber bereits heute hat Zug mehr Zu- als Wegpendler. Die Pendlerei ist überhaupt nicht abhängig von den Wohnorten, sondern sie ist abhängig von den Verkehrsmöglichkeiten. Wir haben die Verkehrsinfrastruktur so stark verbessert, dass die Leute, wenn sie eine neue Stelle antreten, eben nicht mehr umziehen, sondern dort bleiben, wo sie sind. Das ist der grosse Punkt.

Wir haben eine Verkehrsinfrastruktur, die zu günstig ist. Wer will, dass die Leute dort wohnen, wo sie arbeiten, der muss die Kostengerechtigkeit im Verkehr einführen. Erst die Kostengerechtigkeit im Verkehr wird dazu führen, dass die Leute sich wieder überlegen, wo sie wohnen, wenn sie irgendwo anders arbeiten.

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«Wer gegen die Zersiedelung ist, muss für die Verdichtung sein»
aus SRF 4 News aktuell vom 21.01.2014.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 2 Sekunden.

Auch das neue Raumplanungsgesetz soll das verdichtete Bauen fördern. Reicht dieses Gesetz, oder braucht es noch andere Massnahmen?

Ich bin der Ansicht, dass das nicht genügt. Denn das Raumplanungsgesetz ist ein Ausdehnungsgesetz, weil es festlegt, dass die Reserven nicht grösser sein dürfen als der künftige Bedarf der nächsten 15 Jahre.

Wer die Zersiedelung bekämpfen will, der muss das Siedlungsgebiet schliessen. Das ist das Postulat: Man muss ein Landgesetz machen, genauso, wie wir ein Waldgesetz haben. Der Wald ist in seinem Bestand und in seiner Verteilung seit mehr als 100 Jahren geschützt. Heute müssen wir ebenfalls das Land, das uns noch bleibt, in seinem Bestand und in seiner Verteilung schützen. Wir haben in den Siedlungsgebieten noch weit genug Reserven für mehr als zehn Millionen Einwohner.

Das Gespräch führte Christian Weisflog.

Zur Person

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Zur Person

Der Architekt und Journalist Benedikt Loderer wird an der Swissbau an einem Podium zum Thema «verdichtetes Bauen» mitdiskutieren. Die Swissbau ist eine Leitmesse der Bau- und Immobilienwirtschaft. Sie beginnt am 21.1. und dauert bis zum 25.1.2014 in Basel.

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