Häusliche Gewalt und Alkohol treten oft gemeinsam auf: Fast jede zweite Frau, die Opfer von häuslicher Gewalt wird, gibt einen problematischen Alkoholkonsum in der Beziehung an. In einem Viertel der Fälle hat ein Beziehungspartner zum Zeitpunkt der Tat getrunken.
Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Sie untersuchte erstmals den Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt in der Partnerschaft. Demnach geben 48 Prozent der von Gewalt betroffenen Frauen einen problematischen Alkoholkonsum in der Paarbeziehung an.
«Es handelt sich meist um physische Gewalt, die oft kombiniert mit psychischer Gewalt angewendet wird», sagte Gabriela Scherer, Co-Leiterin der BAG-Sektion Alkohol. «Die Beobachtungen betreffen alle sozialen Schichten und Altersklassen.» In zwei von drei Fällen von häuslicher Gewalt lebten auch Kinder im Haushalt.
Trotz des oft gemeinsamen Auftretens von Alkohol und Gewalt könne aber nicht gesagt werden, dass dieser der Grund für eine Gewalttat sei. «Er ist einfach mit im Spiel», hielt Scherer fest.
Gewalttäter mehrheitlich Männer
«Im Jahr 2012 gab es 15'810 Anzeigen wegen Straftaten im häuslichen Bereich», informierte Sylvie Durrer vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG). Die Dunkelziffer sei dabei hoch.
Die Studie «Gewalt in der Partnerschaft und Alkohol» untersuchte 1500 Fälle aus Beratungsstellen. Sie beschränkt sich auf die Gewaltausübung vom Mann auf die Frau, weil dies der häufigste Tatbestand von häuslicher Gewalt ist. Frauen sind in 80 Prozent der Fälle die geschädigten Personen und Männer analog dazu zu 80 Prozent die beschuldigten Personen.
«Die Untersuchung ist nur die Spitze des Eisbergs und nicht für die ganze Gesellschaft repräsentativ», sagte Scherer. Oft dauere es lange, bis die Opfer bei Beratungsstellen Hilfe holten.