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Alkoholverbot in Städten «Mit Bussen trifft man die falschen Leute»

In der Schweiz scheitern Versuche, Alkoholverbotszonen einzurichten. Jetzt setzt man auf Prävention statt Repression.

Soll Alkoholkonsum in bestimmten städtischen Zonen verboten werden? Könnten so Gewalt, Abfallprobleme und Lärm eingedämmt werden? Nach verschiedenen Vorfällen mit schwerer Gewalt in der Stadt Zürich stellt der Zürcher Polizeikommandant Daniel Blumer solche Zonen zur Diskussion. Eine alte Forderung erhält neuen Zuspruch.

Die Direktorin des schweizerischen Städteverbandes, Renate Amstutz, hat ein gewisses Verständnis für die Zürcher Forderung nach Alkoholverbotszonen, denn «Alkohol steht natürlich immer wieder in Zusammenhang mit Lärm, Gewalt, Littering und Vandalismus.»

Nur die Stadt Chur kennt ein Verbot

Der Städteverband forderte solche Zonen bereits vor über zehn Jahren, als es um die Revision des Alkoholgesetzes ging. Doch die Versuche, ein Alkoholkonsumverbot auf Bundesebene zu schaffen, scheiterten. Umgesetzt wurde es in der Folge nur in der Stadt Chur – seit 2008 gestützt auf das Polizeigesetz.

Ein Mann trinkt in einer städtischen Gasse aus einer Flasche Bier.
Legende: In Chur wurde zwar ein Alkoholverbot eingeführt, der gewünschte Effekt blieb aber aus. Keystone

Aber die Erfahrungen damit zeigten, dass es nicht funktioniert. «Das Alkoholverbot in öffentlichen Zonen ist schwierig durchzusetzen. Man trifft die falschen Leute, wenn man Bussen verteilt», sagt der Churer Stadtpräsident Urs Marti.

Lärm und Gewalt kann man mit anderen Gesetzen bekämpfen.
Autor: Urs Marti Stadtpräsident, Chur

Die tatsächlichen Probleme seien eher Lärmbelästigungen oder Gewalttätigkeiten. Diese kann man mit anderen Gesetzen bekämpfen, so Marti. Deshalb wird das Churer Stadtparlament das Alkoholkonsumverbot auf der Strasse nächsten Februar höchstwahrscheinlich wieder aufheben.

Prävention statt Repression

Und auch der Städteverband setzt mittlerweile vermehrt auf Prävention statt Repression – mit Sozialarbeitern, die auf den Strassen unterwegs sind, wie Renate Amstutz erklärt: «Zum Beispiel ‹SIP›, ‹Pinto› oder ‹correspondants de nuit› sind im Nachtleben unterwegs, suchen das Gespräch mit jungen Menschen und arbeiten so viel stärker präventiv.»

In der Schweiz sind solche Zonen also momentan eher kein Thema. Ganz anders im benachbarten Ausland. In Städten wie Wien, Dresden oder München gibt es sie. Und auch nahe der Schweizer Grenze im süddeutschen Singen. Dort darf man seit einer Woche in der Fussgängerzone keinen Alkohol mehr konsumieren.

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