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Altlasten in Basel Wohnquartier auf chemisch verschmutztem Boden

In Klybeck waren bislang Chemiefirmen ansässig, die den Boden belasteten. Nun soll dort ein Wohnquartier entstehen.

Auf der Projektseite für das neue Basler Stadtquartier Klybeck zeigt ein Video das einstige Industrieareal von oben: 40 Fussballfelder gross – 300'000 m2. Alte Fabrikgebäude aus Backstein, hohe Bürotürme, Zäune und Tore.

Das rheinabwärts gelegene Klybeck-Areal war einst Firmensitz der Ciba, später zogen die Novartis und schliesslich die BASF in die Büro- und Produktionsgebäude. In den nächsten Jahren soll es sich öffnen und wandeln, vom Industrie- zum Stadtquartier werden.

«Dieses Areal ist für den Kanton, oder sogar für die trinationale Agglomeration von sehr grosser Bedeutung», sagt Beat Aeberhard, Kantonsbaumeister im Kanton Basel-Stadt.

Wohnungen, Schulen und öffentliche Plätze

Im Klybeck kann Basel wachsen – und auch zusammenwachsen, sagt der Kantonsbaumeister Beat Aeberhard: «Es ist ein Areal, dass heute wie ein Riegel zwischen den umliegenden Quartieren liegt und sie von einander trennt.»

Architektenteams erarbeiteten schon erste Entwürfe für das neue Quartier. Im Klybeck sollen Menschen wohnen, arbeiten, ihre Freizeit verbringen. Wohnungen, Schulen, öffentliche Plätze und eine Tramlinie sind geplant.

Blick aufs Klybeck-Quartier.
Legende: Das Klybeck-Quartier soll vom Industriequartier zum Wohnquartier werden. Keystone

Boden «massiv chemisch verschmutzt»

Den Boden besitzen vorderhand noch Novartis und BASF. Martin Forter, Altlastenexperte und Geschäftsführer der Ärzte für den Umweltschutz sitzt auf einer Bank im Klybeckquartier – nicht weit vom Chemie-Gelände. Nonchalance, wirft er den Basler Behörden mit ihren Plänen vor.

«Dieses Gelände ist, soweit wir das beurteilen können, massiv chemisch verschmutzt», so Forter. 150 Jahre lang produzierten die Chemiefirmen an diesem Ort Farben und Medikamente. Dabei, so schätzt Martin Forter – versickerten Tonnen von giftigen Chemikalien im Boden. Unter anderem durch lecke Abwasserleitungen – das dokumentieren interne Pläne von Ciba.

Blick in ein ehemaliges Produktionsgebäude der chemischen Industrie im Klybeck-Areal.
Legende: Ein ehemaliges Produktionsgebäude der chemischen Industrie im Klybeck-Areal. Keystone

Altlastenexperte: Chemiefirmen sollen Boden sanieren

Bis zum zweiten Weltkrieg führten die Abwasser-Leitungen direkt in den Rhein. Das meist säurehaltige, farbige Chemiewasser floss ungereinigt ab. Und beschädigte mit der Zeit die Leitungen. Die chemischen Stoffe seien in grossen Mengen im Boden versickert, wie Martin Forter von ehemaligen Mitarbeitern erfahren hatte.

Diese Firmen wurden gross, stark und reich, weil sie zum Teil so schmutzig produziert haben.
Autor: Martin Forter Altlastenexperte

Nun sollen die Chemiefirmen BASF und Novartis den Boden sanieren, fordert der Altlastenexperte. Nur auf einem sauberen Boden könne man ein neues Quartier planen. Und zwar, bevor der Kanton den Chemiefirmen das Land für viel Geld abkauft.

«Diese Firmen wurden gross, stark und reich, weil sie unter anderem hier produziert haben und weil sie zum Teil so schmutzig produziert haben.» Also müssten sie ihre Verantwortung wahrnehmen. «Auch wenn sie diese Stadt verlassen – oder erst recht wenn sie diese Stadt verlassen», fordert Forter.

Klare Vereinbarung nötig

Das Gebiet im Klybeck-Quartier ist im Altlastenkataster als «belastet und überwachungsbedürftig» bezeichnet. Wer auf dem Areal baut, muss den Untergrund ausheben und speziell entsorgen lassen.

Das kostet – und es dürfe nicht sein, dass der Kanton das am Schluss bezahlt, sagt auch Harald Friedel, Präsident der Grünen Basel-Stadt und Chemiker von Beruf. Er verlangt, dass der Boden genau untersucht wird. Und dass der Kanton, Novartis und BASF klar vereinbaren, wer für die Sanierung aufkommt.

«Man muss mit offenem Visier miteinander verhandeln. Und gemeinsam eine Lösung finden, die für beide Seiten dann hoffentlich stimmt», sagt Friedel. Vor allem müsse man vermeiden, dass der Kanton in diesem Deal die Nummer zwei auf dem Rücken habe. Und auf Kosten in Millionenhöhe sitzen bleibt.

Transparenz fehlt bei solchen Geschäften

Verhandlungen zwischen den Basler Behörden und der Pharmaindustrie sind seit jeher heikel. Das zeigt der Blick auf die andere Seite des Rheins: Dort ist der Campus von Novartis. Und, bis vor ein paar Jahren, der alte Rheinhafen St.Johann. Der Boden war verseucht von der früheren Firma Sandoz.

Rheinuferweg für Fussgänger und Velofahrer.
Legende: Novartis finanzierte einen Rheinuferweg für Fussgänger und Velofahrer. Keystone

Heute führt dort ein öffentlicher Spazier- und Veloweg dem Rhein entlang – finanziert von Novartis. Diesen Rheinuferweg wollte der Kanton unbedingt haben. Novartis bezahlte überdies 100 Millionen Franken an den Kanton – erhielt im Gegenzug aber das ehemalige Hafenareal und eine Quartierstrasse. So konnte der Pharmakonzern seinen Campus auf zwei Seiten erweitern.

Die Bodensanierung beim Rhein zahlte der Kanton. Der Deal mit der Pharma gilt heute in Basel als Erfolg. Die fehlende Transparenz bei solchen Geschäften hinterlässt aber Fragezeichen – bis heute.

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