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Arbeit auf Abruf Miese Arbeitsverträge für Degustations-Personal der Migros

Das Wichtigste in Kürze

  • Migros lagert ihre Promotorinnen in eine neue Firma aus. Dies löst bei vielen der über 200 Betroffenen Existenzängste aus.
  • Die zumeist älteren Angestellten haben seit zwei Monaten kaum noch Arbeit und fliegen aus dem GAV.
  • Ausserdem arbeiten sie neu auf Abruf und bei tieferem Lohn.
  • Migros sagt, die Betroffenen seien keine Migros-Leute mehr, obwohl der Grossverteiler an der Nachfolgefirma beteiligt ist.

Donnerstag, Freitag und Samstag verteilen sogenannte Promotoren und Promotorinnen in grösseren Migros-Filialen allerlei Kostproben. Doch seit Anfangs Jahr haben sie fast keine Arbeit mehr. «Normalerweise arbeite ich zwölf Tage im Monat. Im Januar waren es nur drei Tage», sagt Doris C. in der Sendung «Kassensturz»: «Das reicht natürlich nicht, um meine Fixkosten zu decken.» Ihrer Arbeitskollegin Esther H. geht es gleich: «Das löst bei mir Existenzangst aus.»

Migros lagert Geschäft in neue Firma aus

Letzten November informierte Migros ihre Promotorinnen darüber, dass sie in eine neue Firma ausgelagert werden. «Die Arbeitsverhältnisse werden vorerst unverändert weitergeführt», heisst es im Schreiben. Es gäbe «keine Lohnreduktion». Man solle ankreuzen, wenn man zur neuen Firma Trade Marke Intelligence (TMI) wechseln wolle. «Wenn wir nicht unterschrieben hätten, wäre uns gekündigt worden», sagt Doris C.

Seit letzter Woche ist der neue Vertrag da und schockiert die Betroffenen. Denn sie verlieren ihr bislang fixes Arbeitspensum. Neu müssen sie auf Abruf arbeiten. Und: Migros wirft ihre Angestellten aus dem Landes-Gesamtarbeitsvertrag. Diese verlieren dadurch die guten Sozialleistungen, gerade für Ältere ist das schlimm. Auf dem Arbeitsmarkt haben viele von ihnen kaum eine Chance.

Das Versprechen, es gebe keine Lohnreduktion, stimmt auch nicht. Der Stundenlohn sinkt um 2 Franken, was bei Grundlöhnen um 23 Franken schmerzlich ist.

Stellungnahme Trade Marke Intelligence

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Die Trade Marketing Intelligence (TMI) in Suhr schreibt: «Verträge ohne vereinbartes Pensum sind im Promotionsgeschäft absolut üblich. Wir bezahlen weiterhin im Minimum Mindestlöhne des Detailhandels und bleiben zusammen mit den Lohnnebenleistungen klar über dem Branchenschnitt.»

Gewerkschaft: «Vorgehen ist inakzeptabel»

Marco Geu von der Gewerkschaft Syna hält den neuen Vertrag für eine «Katastrophe»: «Die Mitarbeitenden fallen in höchst prekäre Arbeitsverhältnisse mit geringen Löhnen, ohne fixe Pensen und womöglich ohne Pensionskasse», sagt Geu. Denn ob die Promotorinnen ein Jahreseinkommen von über 21'000 Franken für den Eintritt in die Pensionskasse erreichen, ist fraglich. Geu hält das Vorgehen der Migros für «inakzeptabel».

Marco Geu
Legende: Marco Geu von der Gewerkschaft Syna hält den neuen Vertrag für eine «Katastrophe». SRF

Brisant: An der neuen Firma TMI ist Migros beteiligt. Trotzdem will Migros vor der «Kassensturz»-Kamera nicht Stellung nehmen. Der Grossverteiler, der sich sonst für seine faire und soziale Arbeitsbedingungen rühmt, schiebt die Verantwortung auf die neue Firma ab: «TMI ist seit 1. Januar 2019 eine eigenständige Firma, weshalb die Mitarbeitenden firmeneigene Arbeitsverträge ausserhalb der Migros erhalten. Alle Mitarbeitenden wurden über die anstehenden Veränderungen transparent informiert.»

Martina Wa<gner Eichin in ihrem Büro.
Legende: Arbeitsrechtlerin Martina Wagner Eichin bemängelt die Informationspolitik der Migros. SRF

«Neuer Vertrag bringt massive Verschlechterungen»

Die Arbeitsrechtlerin Martina Wagner Eichin kritisiert die Vorgehensweise dieser Betriebsübernahme. «Der neue Vertrag bringt massive Verschlechterungen», sagt Wagner Eichin. Dabei sei den Angestellten der Eindruck vermittelt worden, das Arbeitsverhältnis – insbesondere der Lohn – bleibe unverändert. «Diese Informationspolitik ist wenig vertrauenswürdig», stellt die Fachanwältin für Firmenrecht fest. Meist würden wirtschaftliche Gründe zu solchen Umstrukturierungen führen: «Wenn der Landes-Gesamtarbeitsvertrag wegfällt, fallen auch die Bestimmungen zur Sozialplan-Pflicht weg.»

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