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Auf Freiwilligkeit setzen Nobelpreisträger fordert einen Klima-Club

William Nordhaus hat einen Vorschlag, wer beim Klimaschutz eine führende Rolle übernehmen solle.

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 habe einen fundamentalen Mangel, sagt der 78-jährige Nobelpreisträger William Nordhaus, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Yale in den USA.

«Länder können selbst festlegen, wie stark sie sich im Klimaschutz engagieren. Sie können auch aus dem Vertrag aussteigen, wie die USA das aktuell vorhaben, ohne dass das Konsequenzen hat», kritisiert William Nordhaus. So könne das Ziel, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten, nicht erreicht werden. Es brauche einen sogenannten Klima-Club – einen Club von Ländern, die sich freiwillig zu ambitionierten Klimaschutzmassnahmen verpflichten.

Strafzölle als Sanktionen

Sanktionen müsste es für die Länder geben, die nicht im Club mitmachen oder die die gemeinsamen Ziele verfehlen, so Nordhaus. Deren Produkte könnten beispielsweise mit Strafzöllen belegt werden.

Die Idee eines Klima-Clubs findet David Bresch, Professor für Wetter- und Klima-Risiken an der ETH Zürich und während Jahren Chef Nachhaltigkeit beim Rückversicherungskonzern Swiss Re, begrüssenswert.

Wichtig ist, alle im Prozess mitzunehmen.
Autor: David Bresch Experte für Wetter- und Klimarisiken an der ETH Zürich

Das Pariser Klimaabkommen habe aber nach wie vor seinen Wert, sagt er. Bresch war mehrere Jahre, auch 2015 in Paris, Mitglied der Schweizer Delegation an den UNO-Klimaverhandlungen.

«Wichtig ist, alle im Prozess mitzunehmen», sagt er. Nordhaus' Analyse stimme zwar, was das Pariser Abkommen anbelange. Es sei jedoch wichtig, Prozesse wie diese so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und in diesem Rahmen Gruppen zu suchen, die bereit sind, mehr zu tun als das Minimum.

Klimaneutral bis 2050

Die EU ist daran, ein solcher Club zu werden. Mit dem Green Deal will sie bis 2050 klimaneutral werden. Dabei ist vorgesehen, dass Produkte aus Ländern, die den CO2-Ausstoss nicht ähnlich wie die EU besteuern, mit Zöllen belegt werden.

Das sei der richtige Weg betont William Nordhaus. Vor vierzig Jahren hat er als einer der Ersten versucht, die wirtschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels zu berechnen. Damals sagte er, dass es ökonomisch sinnvoll wäre, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Dazu verglich er die Kosten des Kampfes gegen den Klimawandel mit den Kosten, die der Klimawandel verursacht, wenn nichts unternommen wird.

Seine Warnung, dass eine zu ambitionierte Klimapolitik zu hohe Kosten verursache und das Wirtschaftswachstum bremsen werde, trug ihm heftige Kritik von Klimaforschern ein.

Hauptsache, wir unternehmen endlich etwas.
Autor: William Nordhaus Wirtschaftsnobelpreisträger von 2018

Heute ist es William Nordhaus nicht mehr so wichtig, genau festzustellen, in welchem Verhältnis die Kosten von Klimaschutzmassnahmen zu denjenigen der Klimaschäden stehen. «Hauptsache, wir unternehmen endlich etwas», sagt er. Klar ist für den Nobelpreisträger, dass wir wohl nicht nur die Kosten des Kampfes gegen den Klimawandel unterschätzen, sondern auch jene, die der Klimawandel verursacht.

Neue Argumente

ETH-Professor David Bresch bestätigt, dass Nordhaus diesbezüglich heute anders argumentiert als noch vor kurzem. «Er hat früh verstanden, dass das Thema relevant ist. Er hat am Anfang anders argumentiert, was die Kosten anbelangt, das ist ein Lernprozess», so Bresch.

Die gravierenden Umweltschäden aufgrund des Klimawandels, aktuell die Brände in Australien, zeigten eindrücklich, so David Bresch, dass die Kosten des Nichtstuns schneller und höher anfallen als ursprünglich angenommen. Nun hofft er, dass die Idee eines Klima-Clubs, für die William Nordhaus einsteht, schnell Zuspruch findet.

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