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Ausbau der Autobahn Wie viele Strassen für die Zukunft?

Bedeutet mehr Digitalisierung auch weniger Autos? VCS und TCS sind sich uneinig.

Die Schweiz hat das dichteste Autobahnnetz der Welt – und es soll noch dichter werden. Beim Bund liegen Dutzende neuer Ausbauprojekte vor. Es brauche diese neuen Strassen, heisst es denn der Verkehr werde auch in den nächsten Jahren massiv zunehmen.

In der Vergangenheit hat man das Verkehrswachstum ganz offensichtlich unterschätzt. Ich habe den Eindruck, dass man es für die Zukunft überschätzt.
Autor: Matthias Müller Sprecher VCS

An dieses Wachstum glaubt Matthias Müller vom Verkehrsclub der Schweiz (VCS) allerdings nicht. «In der Vergangenheit hat man das Verkehrswachstum ganz offensichtlich unterschätzt. Ich habe den Eindruck, dass man es für die Zukunft überschätzt», sagt er.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung?

Die Prognosen würden nur eintreffen, wenn man die zusätzliche Kapazität auf Vorrat schaffe. Mehr Strassen bedeuteten mehr Verkehr. «Es lohnt sich, eine Denkpause einzuschalten. Die Alternative wäre, dass man in die Beton-Muster der 1960er-Jahre zurückfallen. Das wollen die Schweizerinnen und Schweizer nicht.» Deshalb werde der VCS jedes Bauprojekt eingehend prüfen, Eile für einen Ausbau gäbe es nicht.

Verbandskollege Jan Remund vom VCS Bern geht sogar noch weiter. Er will nicht nur eine Denkpause da und dort, sondern einen generellen Marschhalt beim Autobahnausbau. Heute zu planen, was erst in 20 Jahren gebaut würde, sei sinnlos. «Man weiss gar nicht, wie sich der Verkehr mit der Digitalisierung bis dahin abwickelt.» Man müsse zuerst schauen, wie sich die Situation weiterentwickle.

Ein selbststeuerndes Postauto.
Legende: Alte Strasse, neues Fahrzeug: Die Digitalisierung wird den Verkehr verändern, das steht für alle fest. (Symbolbild) Keystone

TCS widerspricht

Ein Moratorium also für neue Strassen, bis man weiss wohin die technologische Entwicklung führt? Thierry Burkart, Vizepräsident beim Touring Club Schweiz (TCS) winkt ab. «Das ist eine Verhinderungstaktik.» Diese Taktik brauche der VCS schon seit vielen Jahren.

Das Automobil wird attraktiver und deshalb mehr genutzt werden.
Autor: Thierry Burkart Vizepräsident TCS

Nun versuche es der VCS einfach unter dem Deckmantel der Digitalisierung. Neue intelligente Autos würden vielleicht etwas weniger Strasse beanspruchten, aber das Verkehrswachstum werde dadurch nur noch zunehmen. «Das Automobil wird attraktiver und deshalb mehr genutzt werden. Deshalb wird es nicht weniger, sondern mehr Verkehr geben.» Deshalb brauche es auch einen vernünftigen Autobahnausbau.

Dass die neue Technologie dem Auto einen Vorteil gegenüber dem ÖV bringt, befürchtet man auch beim VCS. Deshalb kämpft man dort nicht für einen effizienteren, sondern grundsätzlich für weniger Privatverkehr.

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