Anstrengend und kompliziert sei es, dieses Bewerbungsprozedere, so der Tenor unter den Basler Studierenden am gestrigen Event der Career Service Centers der Schweizer Hochschulen. «Aber es ist nun mal wichtig, wie man sich bewirbt», sagt ein Jurastudent. Die Studierenden erscheinen zahlreich an der Veranstaltung in Basel, die schweizweit noch an zwölf weiteren Hochschulen durchgeführt wird.
«Grundsätzlich müssen Bewerbungen heute massgeschneidert sein. Länder- und branchenspezifisch; und je nach Ausbildungsstufe. Und die Bewerber müssen sich auf die unterschiedlichen Online-Prozesse einstellen. Früher hat eine Version für alle Bewerbungen gereicht», sagt Birgit Müller, Leiterin Career Services der Universität Basel. Entsprechend häufiger würden die Studenten ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
Grosser Zulauf
Auf Anfrage von SRF News sagen verschiedene Career Service Centers, dass die Nutzung der Angebote seit Jahren steige.
Die Universität Zürich verzeichnet rund 20 Prozent mehr Beratungen. «Das Bedürfnis nach professioneller Beratung und Vorbereitung auf den Jobmarkt ist bei den Studierenden der Universität St. Gallen stetig gewachsen», schreibt auch die HSG. Seit 2012 haben sich die Einzelberatungen dort mehr als verdoppelt. Ähnliches berichtet die Universität Genf: Insgesamt wurden im selben Zeitraum über 130 Prozent mehr Beratungstermine wahrgenommen.
Internationale Konkurrenz
Ist der Andrang ein Zeichen immer stärkerer Not, nach dem Studium den Jobeinstieg zu bewerkstelligen? Die Erwerbslosenzahlen des Bundesamtes für Statistik geben keine eindeutige Antwort. Stiegen etwa die Erwerbslosenquoten unter Universitätsabsolventen zuletzt auf Stufe Master, so sanken sie hingegen auf Stufe Bachelor. Auch unter Absolventinnen und Absolventen der Fachhochschule ergibt sich ein gemischtes Bild.
«Die Globalisierung führt dazu, dass Bewerber und Firmen sehr international agieren. Die Bewerber von heute müssten also genauer wissen, was geht und was nicht.» Darin sieht Müller ein Mitgrund für das Bedürfnis nach mehr Orientierung.
Entsprechend professionell kommen viele Bewerbungen daher, bestätigt Rekrutiererin Andrea Letsch, die mit der Firma Hays ebenfalls an der Universität Basel vertreten ist. «Ein Standardschreiben, das nicht auf die Bedürfnisse des Arbeitsgebers angepasst ist, fällt durch.»
Persönlicher Auftritt fördern
In Zeiten, in denen die Jobsuche immer mehr über Portale wie Linkedin oder das Skype-Interview abgewickelt wird, erinnern die Organisatoren von «Lange Nacht der Karriere» daran, dass auch der Kontakt in «Fleisch und Blut» zwischen Absolventinnen und Absolventen und Arbeitgebern gestärkt werden muss.
Im Speed-Dating an der Fachhochschule Luzern konnten sich die Studierenden abwechselnd bei verschiedenen Arbeitgebern vorstellen. An der Universität St. Gallen gab es gar einen Vortrag, wie und nach welchen Knigge-Regeln man sich beim Networking-Event zu verhalten habe.