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Besuch beim Weltkirchenrat Darum kommt der Papst in die Schweiz

Am 21. Juni richtet der Besuch von Papst Franziskus die Scheinwerfer auf den Weltkirchenrat und sendet ein starkes Signal in Richtung Ökumene. Denn der Papst besucht nicht Genf, sondern in erster Linie den Sitz des Ökumenischen Rats der Kirchen.

Es ist eine Art Geburtstagsgeschenk, denn 2018 wird der Weltkirchenrat 70 Jahre alt. Nach wie vor ist die katholische Kirche kein Mitglied, aber seit 1965 kommt eine gemeinsame Arbeitsgruppe regelmässig zusammen, um Themen zu besprechen.

Zahnloser Tiger und «Ökumene-Tourismus»

Der Zusammenschluss von 348 Kirchen in mehr als 120 Ländern hat in den letzten Jahren deutlich an Gewicht verloren. Früher hatte der Weltkirchenrat auch auf diplomatischem Parkett Gewicht. Während des Ost-West-Konflikts kamen Vertreter aus dem Ostblock und berichteten ungeschminkt von den Verhältnissen hinter dem Eisernen Vorhang.

Heute tauscht man sich in Genf zu theologischen und politischen Fragen aus - gleicht aber bisweilen einem zahnlosen Tiger. Böse Zungen sprechen von einem «Ökumene-Tourismus» mit Ausblick auf Mont Blanc und Genfersee.

Schweizer Kardinal berät den Papst

An der Zusage des Papstes für den Besuch in Genf wirkte ein Schweizer Kardinal mit: Kurt Koch, der Ökumene-Minister im Vatikan, hat den Termin mit eingefädelt. Der frühere Bischof von Basel ist seit Jahren auf ökumenischer Mission. Er besucht protestantische Kirchen in Skandinavien ebenso wie orthodoxe Kirchen in Russland und Armenien.

Immer wieder hisst Kurt Koch die Fahne der Ökumene. Zum Reformationsjubiläum letztes Jahr betonte er etwa, er halte an der gemeinsamen Feier der Eucharistie als Ziel der ökumenischen Bemühungen fest.

Beim Abendmahl ist nämlich das Tischtuch zwischen Katholiken und Protestanten zerschnitten. Laut römisch-katholischer Lehre werden in der Eucharistie Brot und Wein in Leib und Blut Christi gewandelt. Die Reformierten sehen im Abendmahl ein Ritual, das an Jesu letztes Nachtessen mit seinen Jüngern erinnert. In diesem Gedächtnis sei Christus gegenwärtig.

Papst Franziskus hat keine Berührungsängste

Doch auch sonst trennen Reformierte und Katholiken so manche Knackpunkte. Kardinal Kurt Koch betont immer wieder, er könne sich keine Einheit unter den Christen vorstellen, in der das Papstamt keine Bedeutung habe. Nun aber geht Papst Franziskus einen weiteren Schritt auf die Ökumene zu. Ob er tatsächlich auch einen konkreten Fahrplan zu mehr Ökumene im Reisegepäck hat, ist indessen fraglich.

Grundsätzlich hat Papst Franziskus keine Berührungsängste. Als Argentinier kennt er die Macht der Freikirchen. Und der lutherischen Gemeinde in Rom brachte er als Gastgeschenk einen Abendmahlskelch mit. Allzu trennend, so die Geste, kann er die fehlende Abendmahlsgemeinschaft nicht empfinden.

Zu viele Zugeständnisse dürften die Reformierten aber vom Papst nicht erwarten. Denn Papst Franziskus muss auch auf konservative Gegenspieler Rücksicht nehmen.

Die Details zum Papstbesuch sind noch nicht bekannt. Für Freitag ist in Rom eine Medienkonferenz angekündigt, die mehr Informationen bringen soll. Doch in Genf sind die ökumenischen Frühlingsgefühle längst erwacht.

2004: Reformierte geben dem Papst einen Korb

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2004 war zum letzten Mal ein Papst in der Schweiz – Johannes Paul II. Doch er besuchte nicht Genf, sondern war in Bern beim nationalen katholischen Jugendtreffen eingeladen. Er hofierte also weniger die Ökumene als den katholischen Nachwuchs.

Aber auch die Berner Reformierten waren 2004 nicht sonderlich ökumenisch eingestellt. Die katholischen Organisatoren wollten damals, dass ein reformierter Pfarrer die Lesung liest. Ein absolutes Novum, das kannte der oberste Katholik so nicht. Trotzdem willigte der Vatikan ein – allerdings gaben die Reformierten dem Papst schliesslich einen Korb.

2018 dürfte ein anderer Wind wehen und sich so mancher Calvinist in Genf finden, der während Franziskus‘ Pontifikalamt die Lesung liest. Ob es dazu kommt, ist aber noch unklar.

Raphael Rauch

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Raphael Rauch ist Religionsredaktor bei Radio SRF 2 Kultur. Er hat Katholische Theologie, Geschichte und Politikwissenschaft studiert und wurde im Graduiertenkolleg «Religiöse Kulturen» der LMU München promoviert.

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