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Besuch in der Armeeapotheke So gelangt der Corona-Impfstoff zu den Kantonen

«Bis 15 Uhr bestellt, am nächsten Tag geliefert»: In der Armeeapotheke wird die Verteilung des Impfstoffs abgewickelt.

Am Hauptstandort der Armeeapotheke bei Bern skizziert ihr Chef Daniel Aeschbach den Stand der Arbeiten: «Wir haben bereits mehr als zwei Drittel der Kantone beliefert. In den nächsten Tagen folgen weitere Lieferungen.»

Bis Ende Woche sollen alle Kantone mit den ersten Impfdosen versorgt sein, rund 100'000 stehen derzeit insgesamt zur Verfügung. Weitere sollen folgen – der Bund hat mit verschiedenen Herstellern Lieferverträge im Umfang von 15 Millionen Impfdosen abgeschlossen.

Impfung in Altersheim
Legende: Wer wann geimpft wird, entscheiden die Kantone. Dass die Impfdosen überhaupt dort ankommen, dafür ist die Armeeapotheke zuständig. Sie nimmt den Impfstoff an der Grenze entgegen und verteilt ihn dann. Keystone

Bund und Hersteller vereinbaren in einem ersten Schritt Lieferpläne – danach kommt die Armeeapotheke ins Spiel, wie Aeschbach ausführt: «Wir vereinbaren entlang dieser Lieferpläne mit dem Hersteller und Transporteur die Feinplanung der Anlieferung.» Die Auslieferung der Impfstoffe erfolge dann unmittelbar nach den Bestellungen der Kantone. «Bis 15 Uhr bestellt, am nächsten Tag geliefert.»

Der erste zugelassene Impfstoff von Pfizer/Biontech muss bei rund minus 80 Grad transportiert und gelagert werden – in sogenannten Ultra-Tiefkühlschränken. Um die Mengen bewältigen zu können, hat die Armeeapotheke aufgestockt.

Braucht es die Armee?

Für den Transport kommt Trockeneis, also CO2 in festem Zustand, zur Anwendung. Niklaus Wyss ist Gefahrengutbeauftragter der Armee-Logistikbasis und hat seine Mitarbeitenden und die der Kantone zum sicheren Umgang mit dem Trockeneis instruiert.

Die kleinste Einheit, die an die Kantone geht, ist eine Kartonschachtel mit 975 Impfdosen. In den Kantonen könne diese weiter gekühlt oder direkt aufgetaut und verimpft werden. Dazu liefert die Armeeapotheke die nötigen Spritzen und Tupfer.

Armeeangehöriger nimmt Impfungen auf Trockeneisbehälter
Legende: Der Pfizer/Biontech-Impfstoff wird mit Trockeneis gekühlt und muss nach dem Auftauen rasch verimpft werden. Keystone

Doch ist die Armeeapotheke dafür die richtige Logistikerin? Ein interner Bericht schildert gravierende Mängel, wie die Sonntagszeitung am Wochenende berichtet hat. Der Chef der Armeeapotheke lächelt sie weg: «Die entsprechenden Massnahmen sind in Umsetzung. Das macht mir überhaupt keine Bauchschmerzen.»

Für Aeschbach ist die Armeeapotheke die richtige Stelle dafür – so sähen es Verordnung und Pandemie-Plan vor. «Die Armeeapotheke hat die nötige Infrastruktur und sehr gut ausgebildetes Personal. Im Hinblick auf diese sehr grosse logistische Aktion musste sie das Ganze noch skalieren.» Also hochfahren.

Kritik aus Transportbranche

Aus der Transportbranche gab es Kritik. Einige fanden, sie seien selber in der Lage, die Impfstoffverteilung vorzunehmen, die anderen fanden den Start hektisch – etwa Willi Gärtner vom Logistikunternehmen Planzer, das zwei Kantone beliefert: «Die Koordination der Armeeapotheke und der Kantone mit den Logistikdienstleistern hätte etwas besser sein können.»

Beim Transport- und Logistikunternehmen Galliker, das 15 Kantone beliefert, kann Geschäftsführer Peter Galliker die Kritik nachvollziehen. Aber: «Wenn wir nicht in einer Pandemiesituation wären, könnte der Impfstoff ganz normal über den Grosshandel laufen.» Nun hätten Bund und Kantone den Lead und das sei auch richtig so: «Es gibt im Moment nicht genügend Impfstoffe und man muss Kontingentierungen machen.»

Daniel Aeschbach, Chef der Armeeapotheke, zeigt an einem Logistikmodell, wie der Covid-19 Impfstoff in die Kantone verteilt wird.
Legende: Daniel Aeschbach, Chef der Armeeapotheke, zeigt an einem Logistikmodell, wie der Covid-19 Impfstoff in die Kantone verteilt wird. Keystone

Und darum sei die Organisation über die Armeeapotheke sinnvoll. In der Zentralschweiz beispielsweise habe die Zusammenarbeit gut funktioniert. Entsprechend zuversichtlich ist auch Armeeapotheke-Chef Aeschbach. Denn die anderen Impfstoffe, die auf die Zulassung warten, brauchen nicht so tiefe Temperaturen, was die ganze Logistik vereinfacht.

COVID-19 Impfstoff Quelle: BAG, sda, Biontech/Pfizer, Stand: 23.12.2020 Der Covid-19- Impfstoff* – vom Labor zum Impfstart Anwendung Beschleunigtes Zulassungsverfahren: Swissmedic lässt Impfstoff ab dem 19. Dezember 2020 in der Schweiz zu. Entwicklung Virusanalyse von Biontech (D) und Pfizer (USA) Drei Testphasen inkl. Tests an Tieren und später an ca. 30‘000 Personen Produktion Produktion des Impfstoffs schon während des Zulassungsverfahrens mit Risiko auf Nichtzulassung Lagerung Behörden machen aus Sicherheitsgründen keine Angaben zum Lieferweg. Erste Lieferung von 107'000 Impfdosen am 22. Dezember 2020 Bestellt sind 3 Mio. Impfdosen (Biontech/Pfizer) Armeeapotheke liefert Impfstoff an die Kantone. Anzahl der Impfdosen prozentual zur kantonalen Bevölkerungszahl Impfstoff wird bei -70 bis -80 Grad gelagert. Bis zu 5 Tagen Lagerung im Kühlschrank möglich Zulassung Lieferung in die Schweiz Lieferung an die Kantone *von Biontech/Pfizer Impfstart in der Schweiz Impfungen erfolgen in Impfzentren (später auch in Spitälern und Apotheken) Impfstoff muss aufgewärmt sein, um ihn zu spritzen Pro Person sind zwei Impfdosen notwendig Mindestens 21 Tage Differenz zwischen 1. und 2. Dosis Schutz tritt ca. 7-14 Tage nach 2. Impfung ein Woche ab 21. Dezember Woche ab 28. Dezember Woche ab 4. Januar Woche ab 11. Januar Zeitpunkt noch unbekannt GE VD NE FR VS BE JU SO BL BS AG ZH SH TG SG AI AR GR TI GL UR NW OW LU SZ ZG

Echo der Zeit vom 28.12.2020, 18 Uhr

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