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Betrieb lohnt sich kaum Schweizer Bergbahnen in finanziellen Nöten

Die Seilbahnen sind zwar in Betrieb, verdienen aber kaum Geld. 30 Prozent weniger Umsatz haben sie bisher gemacht. Eine Zwischenbilanz.

Pulver gut in Sörenberg. Die Sonne scheint. Beste Bedingungen für den Skisport. Und trotzdem haben die Bergbahnen Sörenberg bisher 50 Prozent weniger Umsatz gemacht als im letzten Winter. «Wir hatten die besten Schneeverhältnisse seit Jahren», sagt Geschäftsleiter René Koller. Der eingeschränkte Betrieb sei schuld, dass weniger Leute ins Gebiet kamen. Und natürlich die geschlossenen Bergrestaurants.

Mehr Personal

Die Bahnen konnten erst am 8. Januar öffnen, die Zentralschweizer Skigebiete waren am längsten geschlossen. So haben diese Gebiete einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 40 Prozent erlitten. Zum Vergleich: im Wallis waren es 33 Prozent, im Graubünden und dem Berner Oberland jeweils 29 Prozent.

Wir mussten zusätzliches Personal einstellen, um die Schutzmassnahmen umzusetzen.
Autor: Urs Zenhäusern Geschäftsführer Belalp Bahnen

Die Walliser Skigebiete hatten über die Weihnachtsfeiertage geöffnet. Trotzdem läuft es auch hier harzig. Zum Beispiel auf der Belalp. Auch hier gehe es nicht ohne finanzielle Unterstützung, wie der Geschäftsführer der Belalp Bahnen Urs Zenhäusern sagt.

Zum tieferen Umsatz kommen Mehrausgaben für Sicherheitsmassnahmen hinzu. «Wir mussten zusätzliches Personal einstellen, um die Schutzmassnahmen umzusetzen», erklärt Zenhäusern. Das bedeute zusätzliche Kosten von 100'000 Franken für diese Saison.

Frau mit Kindern auf Decke. Sie sitzen im Schnee und essen Picknick.
Legende: Weil die Bergrestaurants zu sind, gibt es halt ein Picknick am Pistenrand. SRF/Mirjam Spreiter

Kleine profitieren

Besonders betroffen sind auch grosse Skigebiete, die normalerweise viele ausländische Gäste anziehen. Diese verzeichneten laut dem Verband Schweizer Seilbahnen massive Einbussen von teilweise über 50 Prozent.

Zulegen konnten einzig kleinere Skigebiete in der Nähe von grossen Agglomerationen. Sie profitierten vom Schnee, der bis ins Mittelland fiel und von kurzen Anreisezeiten. Vereinzelt gibt es auch grössere Gebiete, die weniger leiden, wie zum Beispiel Gstaad, im Berner Oberland. Dort verzeichnet man einen Umsatzrückgang von 20 Prozent. Grund dafür sind viele Einheimische, die Saisonkarten kaufen.

Ein grosser Teil der Seilbahnen ist gefährdet.
Autor: Berno Stoffel Direktor Seilbahnen Schweiz

Insgesamt verzeichnen die Schweizer Seilbahnen 30 Prozent weniger Umsatz bis jetzt. Das zeigen aktuelle Zahlen, die der Verband heute veröffentlicht hat. 30 Prozent Umsatzrückgang sei für Seilbahnen massiv, sagt der Präsident des Verbandes Schweizer Seilbahnen. «Wir brauchen sehr viel Umsatz, weil wir hohe finanzielle Verpflichtungen haben», so Berno Stoffel. «Ein grosser Teil der Seilbahnen ist gefährdet.» Die meisten hätten Liquiditätsprobleme und müssten jetzt schauen, dass sie überleben können.

Hoffen auf Überbrückungskredite und Skiferien

Viele Seilbahnunternehmen haben deshalb bereits Überbrückungskredite bei ihren Banken aufgenommen. So auch die Bergbahnen Sörenberg. «Unsere Situation ist sehr angespannt», sagt Bergbahn-Direktor René Koller. Er wird auch Härtefall-Gelder beantragen. Doch viele Seilbahnen können das nicht, weil sie unter der Limite von 40 Prozent Umsatzrückgang stehen. «Trotzdem sind viele Bahnen in einer schwierigen Situation, hier müssen wir eine Lösung finden», erklärt Berno Stoffel. Entsprechende Gespräche mit der Politik laufen.

Wichtig ist ebenfalls, wie die kommenden Sportferien aussehen. Im Februar machen die Seilbahnen normalerweise fast die Hälfte des Winterumsatzes. «Wir hoffen, dass wir im Februar etwas aufholen können, der Verlust wird aber gross bleiben», sagt René Koller in Sörenberg. Er bleibt aber optimistisch angesichts der zahlreichen Familien, die sich derzeit auf seinen Pisten vergnügen.

Tagesschau, 05.02.2021, 19.30 Uhr

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