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Bewältigung der Corona-Krise «Die Kinder werden sich freuen, zur Schule gehen zu dürfen»

Wie der Bundesrat am Donnerstag bekannt gegeben hat, werden die Schulen ab dem 11. Mai wieder geöffnet. Thomas Minder, Präsident der Schweizer Schulleiterinnen und Schulleiter, spricht über das geplante Vorgehen.

Thomas Minder

Präsident des Schulleiterverbands

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Thomas Minder ist seit 2019 Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH). Davor war er Präsident des Thurgauer Schulleiterverbands.

SRF News: Braucht es spezielle Massnahmen, um den Schulbetrieb wieder aufzunehmen?

Thomas Minder: Wenn ich den Bundesrat richtig verstanden habe, dann gelten die Schüler nicht als «Vektoren» für diese Krankheit. Weder bekommen sie die Krankheit gravierend noch geben sie diese weiter. Diesbezüglich denke ich nicht, dass man besondere Hygienemassnahmen berücksichtigen muss. Natürlich werden wir weiterhin mit den Schülern Händewaschen, das haben wir schon vorher gemacht.

Wir richten ein besonderes Augenmerk auf den emotionalen Zustand der Kinder

Virologen sagen, gebe zwar Indizien, dass Kinder bei der Verbreitung des Virus keine Rolle spielen, aber ganz sicher ist man sich nicht. Vertrauen Sie dem Bundesrat?

Es bleibt uns nichts anderes übrig, weil wir keine Experten sind. Wir müssen uns auf Expertenmeinungen abstützen. Wenn der Bundesrat oder ein Expertengremium zum Schluss kommt, dass wir besondere Schutzmassnahmen treffen müssen, dann werden wir das tun.

Die Kinder kommen im Mai nach langer Zeit zum ersten Mal wieder zur Schule. Braucht es eine besondere Betreuung?

Dass man ein besonderes Betreuungsangebot anbieten muss, denke ich nicht. Aber wir sind uns bewusst, dass diese Krise nicht spurlos an den Kindern vorübergeht. Wir richten deshalb ein besonderes Augenmerk auf den emotionalen Zustand der Kinder. Sie haben etwas zu verarbeiten. Und es gibt vielleicht auch Kinder, die zu Hause schwierigen Situationen ausgesetzt waren. Es gehört zur Aufgabe der Volksschule, auf das Kindeswohl gut aufzupassen

Würden Sie zum Beispiel darauf reagieren, wenn Kinder Angst hätten, sich wieder in Gesellschaft zu begeben?

Ja, aber das wird kaum der Fall sein. Ich denke, sie werden sich vor allem freuen, dass sie wieder zur Schule gehen dürfen.

Offen ist für uns noch, ob Schulfeste und Schulreisen stattfinden.

Gibt es auch Lehrpersonen, die einer Risikogruppe angehören?

Ja, und auch darauf richten wir ein besonderes Augenmerk. Wir sind in Kontakt mit der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). Es wäre gut, wenn die Kantone sich auf einheitliche Regelungen für besonders zu schützende Personen einigen würden, denn wir haben einige Lehrpersonen, die aufgrund einer Erkrankung oder ihres Alters gefährdet sind. Wir hoffen, dass wir dazu noch weitere Erläuterungen bekommen.

Allgemein gibt es in der Schweiz einen Lehrermangel. Was machen Sie, wenn nun wegen des Coronavirus Lehrpersonen ausfallen?

Das wird eine Herausforderung. Jede Schule wird vor Ort beurteilen, wie man den Unterricht sicherstellen will. Vielleicht springen Studenten oder andere Personen ein.

Was ist sonst noch nicht geklärt?

Offen ist für uns noch, ob Schulfeste und Schulreisen stattfinden. Auch da warten wir auf Weisungen der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

SRF 4 News 08:15 Uhr, 17.04.2020 ; 

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