«Rette Leben, spende Blut»: Das gilt auch heute noch. Allerdings brauchen die Schweizer Spitäler immer weniger Blut, um Leben zu retten. Möglich macht dies der medizinische Fortschritt. So kaufen die Schweizer Spitäler beim Blutspendedienst des Roten Kreuzes SRK heute rund ein Fünftel weniger Blut als noch vor drei Jahren.
Einsparungen bis zum Anschlag
Damit sei dem Blutspendedienst eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen, sagt der Direktor des Blutspendediensts, Rudolf Schwabe: «Wir haben die Geschäftsleitung verkleinert und die Löhne eingefroren.» Es seien Einsparungen von 20 Prozent des Budgets getätigt worden. «Langsam kommen wir an den Anschlag», so Schwabe.
Doch schon bald braucht die Schweiz wieder mehr Blut: Die Bevölkerung wird älter, immer weniger junge Spender werden dann immer mehr ältere Blut-Empfänger versorgen müssen. Daher müsse das Rote Kreuz die heutigen Spender bei Stange halten, sowie die Spendezentren und Infrastruktur in Betrieb erhalten, sagt Schwabe. «Damit wir in fünf Jahren nicht in ein Problem hineinlaufen.»
Wer soll das bezahlen?
Doch das kostet viel Geld: Zusätzlich 2,5 Millionen Franken brauche der SRK-Blutspendedienst pro Jahr, um die schwierigen Jahre zu überbrücken. Das SRK versucht nun, dafür den Bund einzuspannen. Bereits hat der Blutspendedienst bei Gesundheitsminister Alain Berset dafür angeklopft, eine Antwort steht noch aus. Falls das Geld nicht gesprochen werde, müsse man Leistungen abbauen, so Schwabe. «Das wäre sicher nicht im Sinne der Zukunft.»
Das Problem: Es gibt kaum andere Einnahmequellen für den Blutspendedienst: Das Blut ins Ausland verkaufen sei schwierig, denn Lieferungen in Entwicklungsländer seien technisch anspruchsvoll. Und in den Nachbarländern warte niemand auf Blut aus der Schweiz. Jedes Land in Europa decke seine Bedürfnisse selber: «Es gibt keinen Bedarf nach ausländischen Blutspendern.»
Schweizer Blut zu teuer
Die Krise in der traditionellen Blutspende mag erstaunen, denn gleichzeitig kann die Pharmaindustrie zurzeit kaum genug Blut kriegen. Vor allem Blutplasma ist gefragt; aus dem flüssigen Anteil des Blutes werden Medikamente gewonnen. Die Firma CSL Behring in Bern etwa kauft heute bereits dem SRK-Blutspendedienst Plasma ab.
CSL-Direktionspräsident Uwe Jocham macht allerdings klar, dass dieses Geschäft nicht weiter wachsen werde. Schweizer Blut sei schlicht zu teuer. «Deshalb ist unser Engagement hier in der Schweiz kaum zu vergrössern», sagt er. CSL Behring setzt auf eigene Spendezentren in den USA und Deutschland. Anders als in der Schweiz werden Spenderinnen und Spender dort bezahlt. Zudem spenden sie nicht Blut, sondern nur das Blutplasma.
Das Geschäft boomt: «Wir sind daran, die Spendezentren auszubauen», beschreibt Jocham die Situation. So werde man auch den künftig steigenden Bedarf an Blutplasma selber decken können. Während der Markt für Medikamente aus Blutplasma also wächst, ist die herkömmliche Blutspende in der Schweiz ein Fall für Subventionen. Blut ist eben nicht gleich Blut.