SRF News: Josef Sachs, wann sind Gewaltfantasien gefährlich?
Josef Sachs: Gewaltfantasie ist ein sehr breiter Begriff. Viele Menschen haben Gewaltfantasien, viele dieser Fantasien sind harmlos. Sie hören aber auf, harmlos zu sein, wenn sie sehr intensiv sind, einen Menschen nicht mehr loslassen, über längere Zeit anhalten und in Verbindung mit bestimmten anderen Persönlichkeitsmerkmalen und Problemen auftreten.
Es wird dann problematisch, wenn es in eine Planung übergeht und man beginnt, sich immer genauer vorzustellen, wie man vorgehen wird.
Können Sie ein Beispiel dazu geben?
Es könnte beispielsweise sein, dass ein Mensch ein Video mit Gewaltdarstellungen sieht und sich vorstellt, wie es wäre, wenn er selbst dabei wäre oder wie er an der gleichen Stelle handeln würde. In diesem Moment könnte es noch harmlos sein. Es wird dann aber problematisch, wenn es in eine Planung übergeht und man beginnt, sich immer genauer vorzustellen, wie man vorgehen wird.
Was sind mögliche Anzeichen für Aussenstehende?
Wenn sich jemand so intensiv mit solchen Gedankenspielen beschäftigt, dass es in eine Planung übergeht, ist er selbst beunruhigt und emotional gefangen. Das äussert sich so, dass diese Person sich zurückzieht, aber auch Signale aussendet, mit denen sie andeutet, dass sie etwas plant. Beispiele sind Gewaltverherrlichungen oder Andeutungen im Sinne von: «Ich könnte so etwas auch tun» oder «es wäre mir egal, wenn ich ins Gefängnis müsste».
Wenn sich jemand so intensiv mit solchen Gedankenspielen beschäftigt, dass es in eine Planung übergeht, ist er selbst beunruhigt und emotional gefangen.
In Flums sind verschiedene Behörden zum Schluss gekommen, dass es keine Zwangsmassnahmen brauche. Ab wann wären Zwangsmassnahmen nötig?
Das muss im Einzelfall entschieden werden. Das Risiko, dass Gewaltfantasien umgesetzt werden, muss hoch sein. Wir können Menschen nicht einfach aufgrund von Fantasien einsperren. Das bedeutet, dass die Fantasien in Verbindung mit bestimmten anderen Risikomerkmalen stehen müssen, die eine Person aufweist. Beispiele dafür sind Hinweise auf frühere Affinität zu Gewalt, Zugriffsmöglichkeiten zu Waffen oder tiefergehende persönliche Probleme.
Das Gespräch führte Jonathan Fisch.