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Böögg explodiert im Kanton Uri Berühmtester Zürcher Schneemann ist bald fit fürs Exil

Der Böögg geht dieses Jahr in Uri in Flammen auf. Sein Erbauer Lukas Meier macht ihn bereit für das Spiel mit dem Feuer.

Statt in Zürich wird der legendäre Böögg am 19. April im Gastkanton Uri verbrannt – auf der Teufelsbrücke. Der Grund: Dort sind Menschenansammlungen nicht möglich, der Anlass kann so ganz coronakonform stattfinden. Erstmals in seiner Geschichte wird damit der Böögg ausserkantonal explodieren. Der Böögg-Bauer Lukas Meier bereitet den über drei Meter grossen Hitzkopf momentan auf seinen Einsatz vor.

Lukas Meier

Böögg-Bauer

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Der Zürcher lief bereits als Kind beim Sechseläuten mit. Heute ist der 49-Jährige selbst Mitglied in der Zunft Schwamendingen. 2016 hat Meier sein Debut als Böögg-Bauer gegeben. Das Handwerk hat er vom früheren Konstrukteur des Schneemanns, Heinz Wahrenberger, gelernt.

SRF News: Dieses Jahr wird der Böögg in Uri verbrannt statt in Zürich. War dies für Sie eine gute Nachricht oder eher ein schwacher Trost?

Lukas Meier: Es ist ein trauriges Jahr ohne Sechseläuten, dem wichtigsten Frühlingsfest im Jahr. Aber es ist wahnsinnig lässig, dass wir den Böögg verbrennen können. Er gehört dem Volk und stösst auf Begeisterung. Wenn der Böögg nicht verbrannt wird, gibt es keinen schönen Sommer. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir für seine Verbrennung einen passenden Ort gefunden haben.

Als Sie letztes Jahr erfahren haben, dass das Sechseläuten nicht stattfindet, hatten Sie den Böögg schon halb fertig gebaut. Jetzt haben Sie in wieder aus dem Keller geholt. Wie weit sind Sie damit?

Ich bin schon recht weit fortgeschritten mit dem Böögg. Er besteht aus Holz und ist mit Jute und Holzwolle gestopft. In den nächsten Tagen werde ich ihn mit 140 Knallkörpern beladen. Und wenn diese in den Böögg eingebaut sind, erhält er seinen Finish: Die Watte, die ihm den gutaussehenden Look verpasst.

Das bedeutet, der Böögg wird fixfertig in den Kanton Uri transportiert?

Genau. Das Prozedere läuft gleich ab wie auf dem Sechseläutenplatz. Nur dauert es anderthalb Stunden, bis wir auf der Teufelsbrücke sind. Dort heben wir den Böögg auf eine Konstruktion und arrangieren den Holzhaufen darunter. Logistisch ist es vor Ort auf der Teufelsbrücke etwas enger. Es braucht deshalb andere Kräne, um den Böögg hochzuheben. Aber grundsätzlich sind wir ein geübtes Team. Die meisten, die uns sonst auf dem Sechseläutenplatz helfen, sind auch in Uri wieder mit dabei.

Haben Sie für die Urnerinnen und Urner noch etwas Spezielles in den Böögg eingebaut?

Nein, er sieht genau gleich aus. Jedes Jahr ist seine Krawatte allerdings etwas anders geschmückt. Dieses Jahr nehmen wir dabei Bezug auf die Teufelsbrücke und auf Uri. Aber wir müssen auch beachten, dass Uri nächstes Jahr Gastkanton des Zürcher Sechseläutens ist. Erst dann schmücken wir den Böögg mit dem richtigen Uri-Krawättli.

Der Böögg wird auf der Teufelsbrücke verbrannt, weil es coronakonform ist. Das Spektakel wird im Fernsehen live übertragen. Welches Spektakel erwartet uns zwischen den schroffen Felswänden?

Zum einen lässt sich die Teufelsbrücke gut abriegeln, die Strasse wird gesperrt. Man kann wirklich nicht zuschauen und das Spektakel findet so ohne Gäste statt. Zum andern ist es ein denkwürdiger Ort, weil der Teufel dort schon mal eine wichtige Rolle gespielt hat.

Wir vertreiben und verbrennen auch Corona.
Autor: Lukas Meier Böögg-Bauer

Mit der Böögg-Verbrennung schaffen wir dieses Jahr nicht nur schönes Wetter. Wir vertreiben und verbrennen auch Corona. Passend dazu entsteht in einer solchen Schlucht ein Spektakel, das lauter sein wird und hallt. Dies wird bestimmt zu guten Aufnahmen führen. Und der Böögg wird schon noch ein paar Specials haben. Ich verrate aber noch nichts.

Das Gespräch führte Vera Deragisch.

SRF 1, Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 07.04.2021, 17.30 Uhr ; 

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