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Brutaler Tiertransport Bauer bei Misshandlung ertappt

  • Ein versteckt gedrehtes Video zeigt, wie ein Bauer Tiere an Schwanz und an den Ohren hochgehoben und anschliessend auf eine Schubkarre gewuchtet hat.
  • Die Kantonstierärztin von Solothurn erstattet Anzeige gegen den Bauern.
  • Dieser sagt, er füge den Tieren damit keinen Schmerz zu.
  • Der ehemalige Tieranwalt Antoine Goetschel vermutet, dass dies kein Einzelfall ist.

Zwei Männer stapfen durch den Stall, die Schweine weichen ihnen aus, drängen sich in die Ecke. Einer der beiden ergreift ein Tier am Schwanz, zieht fest daran. Der andere ergreift ein Ohr. Die Männer schleppen das Tier durch den Stall, heben das Tier hoch und werfen es in eine Schubkarre. Das Schwein schreit, der eine Mann sagt genervt: «Hör auf zu brüllen».

So geschehen auf einem Bauernhof im solothurnischen Jura Anfang Jahr. Ein Tierschützer hat den Vorfall heimlich gedreht, das Video kam über Umwege zur Tierrechts-Organisation «Tier im Fokus». Die «Rundschau» zeigt es zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.

Strafanzeige gegen Bauern

«Ist doch nicht schlimm», sagt Bauer Albert Lindenberger. «Den Tieren macht das nichts aus, wenn man sie an Schwanz und Ohr hochhebt. Das sind Freudenschreie.»

Die Kantonstierärztin von Solothurn, Doris Bürgi, findet das weniger lustig. Sie erstattet Strafanzeige gegen den Bauern. Im Tierschutzgesetz steht, niemand dürfe einem Tier Schmerzen zufügen oder es in Angst versetzen. Betreffend Transport heisst es, die Tiere seien schonend zu behandeln.

Schon mehrmals ermahnt

Den Transport der Nutztiere bei Bauer Lindenberger übernimmt die Firma Künzler AG aus Richterswil am Zürichsee. Dass der Bauer seine Tiere schlecht behandelt, war dem Transporteur bekannt. «Wir haben dem Bauern etliche Male gesagt, so gehe es nicht», sagt Geschäftsführer Philippe Düggelin. Genützt hat es nichts. Die Firma Künzler hatte bereits erwogen, die Geschäftsbeziehung zu beenden.

Die Tiere auf dem Hof werden ordentlich gehalten. Auch die Transporte mit dem Camion sind nie negativ aufgefallen. Das Problem liegt dazwischen – beim Verladen. Ein Teil, der nicht im Visier der Behörden liegt. «Das Verladen bekommen wir nie zu sehen», sagt die Solothurner Kantonstierärztin Doris Bürgi. Ein weisser Fleck in der Tierhaltung.

«Kein Einzelfall»

Der ehemalige Tieranwalt des Kantons Zürich, Antoine Goetschel, vermutet, dies sei kein Einzelfall. «Bauern wollen ihre Schweine schnell transportieren, man will Geld verdienen. Dass es da rau zugeht, davon können wir ausgehen.» Goetschel findet, es handle sich im vorliegenden Fall nicht um Tierquälerei. Der Schmerz für die Tiere sei zwar enorm, aber nicht anhaltend.

Die Solothurner Kantonstierärztin Doris Bürgi sieht das anders. Elementare Teile des Schweizer Tierschutzgesetzes seien verletzt, sagt sie gegenüber der «Rundschau». Darin stehe, dass man Tieren keinen Schmerz zufügen dürfe und dass sie beim Transport schonend zu behandeln seien. Aus diesem Grund sei eine Strafanzeige angezeigt.

Der ehemalige Tieranwalt Goetschel begrüsst dies. Er rechnet mit einer kleinen Busse für Bauer Lindenberger «Vielleicht gibt es 150 oder 200 Franken», so Goetschel. «Ein Betrag, bei dem der Bauer wohl sagt, das nehme ich in Kauf.»

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